Der Shishter-Zwischenfall

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DER SHISTER-ZWISCHENFALL

Zwei Dinge vor allem sind aus den Ereignissen des Monats Oktober 1145 zu lernen - nämlich erstens, dass es den Streitkräften um Perry Rhodan, zu denen nunmehr auch die anorische YALCANDU gerechnet werden muss, gar nicht mehr unmöglich ist, in einer militärischen Auseinandersetzung die Oberhand zu behalten. Und zweitens, dass man Monos durchaus in Unruhe versetzen kann, indem man unter seinen droidischen Handlangern Propaganda geeigneten Inhalts verbreitet, die sie in ihrer Loyalität dem Tyrannen der Milchstraße gegenüber wankend macht.

Was den ersteren Punkt anbelangt, so wären hier einige Bemerkungen zu Dingen zu machen, die infolge der Turbulenz der jüngsten Ereignisse vielleicht nicht deutlich genug zur Sprache kamen. Die ursprüngliche Unterlegenheit der Rhodanschen Streitkräfte gegenüber den Cantaro rührte nicht zuletzt daher, dass die Raumschiffe des Tarkan-Verbands, als sie das erste Mal auf die Droiden stießen, gerade aus dem Stasis-Feld hervorgekommen waren und die technische Entwicklung von sieben Jahrhunderten verschlafen hatten. In der Milchstraße und ihrem Vorfeld ist während dieser Zeit indes zügig Forschung und Entwicklung betrieben worden. Von den in 700 Jahren erzielten Fortschritten profitierten Perry Rhodan und seine Mannen, als sie zuerst auf die Freihändler von Phönix und später auf die Widder auf Arhena stoßen. Seit der Begegnung mit der Organisation WIDDER sind inzwischen über anderthalb Jahre verstrichen. Perry Rhodan hat ein neues Flaggschiff, die ODIN, das ohnehin mit den neuesten Produkten galaktischer Technik, sogar einigen cantarischen Komponenten, ausgestattet ist. Die CIMARRON hat sich zuerst auf Phönix, dann auf Arhena umrüsten lassen. Benachteiligt sind allein die BARBAROSSA, die CASSIOPETJA und die PERSEUS. Ihre technische Ausstattung entspricht noch dem Stand des Jahres 1144. Deswegen lässt man sie an dem Gefecht, das über Shishter stattfindet, gar nicht erst teilnehmen.

Der Ausgang des Kampfes beweist, dass CIMARRON und besonders ODIN Kampfeinheiten sind, die es ohne weiteres mit einer gleichen Anzahl der bisher für weit überlegen gehaltenen Cantaro-Schiffe aufnehmen können. Man darf hier die Rolle der YALCANDU nicht übersehen. Ohne ihr Eingreifen wäre es Perry Rhodan und Reginald Bull übel ergangen. Die drei Anoree stellen unter Beweis, dass ihr Fahrzeug über eine hervorragende Waffentechnische Ausstattung verfügt. Andererseits jedoch muss man der ODIN und der CIMARRON zugutehalten, dass sie es, bevor die YALCANDU sich einzugreifen entschloss, mit einem 9fach überlegenen Gegner zu tun hatten. Hinzu kommt überdies, dass die Cantaro-Schiffe pure Robot-Einheiten waren, die ohne Rücksicht auf eigene Verluste angriffen und daher für die angegriffenen eine besonders intensive Art der Bedrohung darstellten.

Es mag verblüffend erscheinen, wie rasch es den Rhodanschen Streitkräften gelungen ist, einen anfangs als erdrückend empfundenen technischen Vorsprung des Gegners aufzuholen. Dazu muss man bedenken, dass sich Rhodan und seine Mitstreiter im Grunde genommen einfach "ins gemachte Nest setzten". Sie kamen nach Phönix, später nach Arhena und übernahmen, was die Freihändler und Widder fast 700 Jahre lang weiterentwickelt hatten.

Wirklich erstaunlich und einer logischen Erklärung vorläufig noch harrend ist der Erfolg, den die Anoree mit der Propagandamission des "Friedenssprechers" erzielen. Das Projekt kam zustande, weil Degruum und seine beiden Artgenossen sich noch immer nicht damit abfinden konnten, dass ihre Vettern, die Cantaro, sich tatsächlich binnen so kurzer Zeit in brutale Barbaren verwandelt haben sollten. Man müsse nur zu ihnen sprechen und ihnen gewisse Fakten der Vergangenheit wieder in Erinnerung rufen, meinten die drei Anoree, dann würden sie alsbald wieder vernünftig werden. Die entsprechenden Vorbereitungen hatten sie insgeheim zu treffen begonnen, als die YALCANDU noch mit Tifflors kleinem Verband zusammen im Siragusa-Sektor kreuzte. Viel Zeit stand ihnen nicht zur Verfügung, und der Friedenssprecher ist, wenn man genau hinsieht, ein recht primitives Gerät. Es besteht aus einer Zentraleinheit und zwölf Hyperfunksatelliten. Es stand von vornherein fest, dass man mit den Botschaften des Friedenssprechers nur einen winzigen Bruchteil des Gesamtvolumens der Milchstraße werde abdecken können. Daher wurde das System in einem besonders sternenreichen Sektor positioniert, in der Nähe der Sonne Greenol, die ihren Standort in der Zentrumszone der Milchstraße hat.

Die Nachrichten, die der Friedenssprecher ausstrahlt, sind einfach, aber eindringlich formuliert. Sie berichten von drei Anoree, die über eine bisher unbekannte Schwarze Sternenstraße in die Milchstraße gelangt sind und erstaunlich Unerfreuliches über die Cantaro gehört haben. Sie sprechen über die gemeinsame Herkunft des anorischen und des cantarischen Volkes und erinnern an die Maßstäbe der Ästhetik und der Moral, an denen sich in der Vergangenheit beide Völker orientierten. Erfolg und Lebensda1:Jer des Friedenssprechers sind kausal miteinander verknüpft. Wenn es dem System tatsächlich gelingt, die Cantaro stutzig zu machen und Zweifel an der moralischen Vertretbarkeit ihres Handelns in ihren Bewußtseinen zu wecken, dann wird dem cantarischen Oberkommando nichts anderes übrigbleiben als die gefährliche Propagandamaschine so rasch wie möglich außer Betrieb zu setzen. Sollte der Friedenssprecher erfolgreich sein, dann, meinen Oegruum 1:Jnd seine Freunde, wird er wohl kaum mehr länger als drei Monate leben.

Die endgültige Bestätigung, daß der Friedenssprecher die gewünschte Wirkung erzielt, wird jedoch erst über ARINET erbracht. Homer G. Adams lässt Perry Rhodan, der sich zurzeit auf der Welt Vendar aufhält, wissen, dass unter den Cantaro spürbare Unruhe entstanden ist. Es tut sich etwas in den Weiten der Milchstraße! Es kann sogar sein, dass es binnen kurzem gelingen wird, Monos endgültig aus der Reserve zu locken.

Quelle

PR 1461 - Der Friedenssprecher