EINSTEINS SCHEIDE
Das unbekannte, kosmische Phänomen wurde im Jahre 2328 erstmals an Bord der TS angemessen. Die Fernortung registrierte eine ungewöhnliche Menge an Neutronenstrahlung. Die Quelle dieser Strahlung lag genau im Kurs des Generationenraumschiffes. Die Ursachen des Phänomens waren unbekannt. Die Meinungen waren gespalten: entweder handelte es sich um eine Ansammlung mehrerer Neutronenquellen, oder um einen gigantischen Neutronenstern.
Im Jahr 2328 befand sich die TS rund 28,687 Lichtjahre von Terra entfernt. Als Entfernung von Terra zum Objekt ermittelte man 52,420 Lichtjahre. Somit konnte das Objekt, vom damaligen Standpunkt des Schiffes aus betrachtet, vor höchstens 23,733 Jahren entstanden sein, sonst hätte man es bereits viel früher orten müssen. Denn ungefähr so viele Lichtjahre betrug die Entfernung des Objektes zur TS.
Auf wen dieser Name des kosmischen Phänomens zurückzuführen war, ließ sich im Nachhinein nicht mehr genau feststellen. Ob es der Ausspruch „Da scheiden sich Einsteins Geister“ des damals aktuellen TSKommandanten Donovan Morosi bezüglich der kuriosen Messergebnisse war, oder doch eher die Aussage seiner Chefwissenschaftlerin Raye Basinger, dass sich Einsteins Theorien hier doppeldeutig in zwei Lager scheiden. Am Wahrscheinlichsten ist wohl noch, dass sich im Laufe der Zeit dieses Kürzel EINSTEINS SCHEIDE oder E.S. in der Umgangssprache aus einer Vermischung beider Verlautbarungen gebildet hat.
Auf der Erde wurde E.S. im Jahr 2356 vom Astrophysiker Xavier Stoyu entdeckt und unter der Registrations
Nummer NStO-2356-588XS erfasst.
2391 werden aus Richtung E.S. verschiedene Radio- und TV-Sendungen empfangen, die eindeutig von der Erde stammen, also aus der entgegengesetzten Richtung. Zeitlich sind diese Sendungen überwiegend zwischen den Jahren 1950 und 2000 angesiedelt.
In unmittelbarer Nähe von E.S. ist mit Gravitationsschocks, Supernovae-Effekten, Energiestürmen ungeahnten Ausmaßes und Strahlenschauern mit Energiemengen unvorstellbarer Intensität zu rechnen.
Im Verlauf der Jahre waren die Messdaten über die Neutronenquelle immer deutlicher, genauer und besser geworden. Und mit diesen Daten wuchs auch die Verwirrung immer mehr an.
Demnach handelte es sich bei dem unbekannten Objekt um Neutronensterne, die in einem nicht genau anzumessenden Zentrum entstanden und sich dann kugelschalenförmig um dieses ausbreiteten. Schon die absolute Exaktheit der Größe dieser Sterne und ihrer Anordnung waren Dinge der Unmöglichkeit.
Bei diesem Schwerkraftchaos, welches dort herrschen musste, wäre es wahrscheinlicher gewesen, dass die Neutronensterne in unkontrollierten Bahnen einem gemeinsamen Kollapspunkt zustreben, um dort in fulminanten Detonationen zerrissen zu werden. Und trotzdem taten sie das genaue Gegenteil. Hier wurden alle Theorien und Gesetze der Weltraumphysik aufgehoben. Kein Wunder, dass sich der Name EINSTEINS SCHEIDE einprägsam gebildet hatte.
Am 05.1.2392 wird festgestellt, dass die Neutronen-Kugelschalen ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit erhöht haben.
Am 20.04.2395 taucht ein sekundäres Phänomen auf, der Psycholicht-Effekt.
Die Passage der TS findet am 26.04.2395 statt. Das fahle Leuchten von EINSTEINS SCHEIDE wurde mit einem mal von einem kräftigen, strahlenden Grünton überdeckt. Dies leitete die Rettung der TS ein.
Am 30.04.2395 war die TS drei Lichtjahre von E.S. entfernt. Niemand weiß, wie dies geschah. Nur ein Nebenspeicher gab einen merkwürdigen Satz preis: 'Irgerndwann, irgendwo … Wissen wird übergangslos kommen, die Rätsel werden gelüftet, drei Freunde kehren überraschend zurück … '."
Seit 2804 betreibt Terra einige Raumstationen, die um E.S. kreisen und dieses Phänomen untersuchen sollen.
Von diesen Stationen werden immer mal wieder Strahlungsausbrüche aufgezeichnet, bei denen unerwartet Personen und Gegenstände trotz Abschirmversuche verschwinden. Deshalb sind dort auch nur Freiwillige stationiert. Das Verschwinden hält sich aber in Grenzen. Bei der letzten Strahlungs-Attacke im Jahr 2931 verschwanden z.B. nur fünf Katzen. Damals war Ben Halford noch Kommandant der E.S.-Station IV bei dem sein eigener Stubentiger Charlie betroffen war.