Nathan:PRC-1460
Die Begegnung mit Julian Tifflor und die orakelhaften Informationen, die einer unmittelbar an Perry Rhodan adressierten Datei der Perle Moto entnommen werden, stellen den Terraner vor eine schwere Entscheidung. Zum ersten mal erhält er Hinweise, wie vage sie auch sein mögen, über Gesils Schicksal. Zum ersten mal hört er, dass Ernst Ellert von Kytoma den Auftrag erhalten hat, nach Gesil zu forschen. Das geheimnisvolle Wort AMAGORTA wird zum erstenmal gehört. Was bezeichnet es?
Den Ort etwa, an dem Gesil gefangen gehalten wird?
Wohin soll Rhodan sich wenden? Das Herz brennt danach, Gesils Spur zu folgen. Die Seele schreit nach der Wiedervereinigung mit der geliebten Frau. Der logische Verstand und das Verantwortungsbewußtsein erklären mit unübertroffener Eindringlichkeit, der Kampf gegen die Tyrannen der Milchstraße habe Vorrang. Perry Rhodan dürfe die Widder und die Freihändler nicht im Stich lassen - gerade jetzt nicht, da das Wissen, das Julian Tifflor von seiner Expedition nach Neyscuur mitgebracht hat, die Möglichkeit in Aussicht stellt, dass gegenüber den Cantaro gewichtige Erfolge erzielt werden könnten. Vorerst, das muß man deutlich sehen, reichen die zur Verfügung stehenden Daten nicht aus, eine sinnvolle und erfolgver· sprechende Suche nach Gesil zu veranst~lten. Der Begriff Amagorta allein ist zu vage; die Vermutung, daß Gesil sich dort befinden könnte, Ist eine reine Vermutung. Immerhin, man könnte sämtliche zur Verfügung stehenden Archive durchforsten und würde wahrscheinlich irgendwo Informationen über Amagorta finden. Aber darauf ist man gar nicht angewiesen. Man hat jetzt die Perle Moto, mit der Sato Ambush sich angelegentlich beschäftigt, und es besteht berechtigte Hoffnung, daß sich weitere Dateien dem Zugriff öffnen und Daten produzieren, aus denen sich ein Ansatzpunkt für die Suche nach Gesil konstruieren läßt. Darüber hinaus arbeitet Ernst Ellert vermutlich nicht in einem Vakuum. Er hat den Auftrag von Kytoma erhalten. Die Geheimnisvolle wird über Ihn wachen und auch Perry Ahodan nicht aus den Augen lassen. Wenn ihr bekannt wird, daß Rhodan aktiv nach Gesil sucht, dann darf man erwar· ten, daß Kytoma sich beizeiten auf irgendeine Art und Weise melden und sachdienliche Hinweise geben wird. Im Grunde genommen ist auch die Idee, daß Gesll irgendwo gefangengehalten wird, nichts weiter als Spekulation. Allerdings lassen die Erkenntnisse, die Sato Ambush während der Analyse des angeblich von Gesil hinterlassenen Memowürfels gewonnen hat, kaum ei.nen anderen Schluß zu. Gesil ist ent· führt ~orden, und zwar von einer Macht, der technische und psionische Mittel weit jenseits des menschlichen Kenntnisstands zur Verfügung stehen. Man denke daran, wie leicht es dem Entführer gefallen ist, Atlan und Geoffry Waringer-als sie den Memowürfel das erstemal abhörten - zu überzeugen, daß er ein Abgesandter der Kosmokraten sei. Das Kidnapping war von langer Hand vorbereitet. Der angebliche Abgesandte machte sich sogar die Mühe, dem Arkoniden noch vor Gesils Entführung zweimal zu erscheinen: als humanoider Schemen inmitten einer Zone aus Finsternis, einmal auf der Welt Tonku, das zweitemal auf dem Fiktivplaneten im Innern des Kosmonukleotids DORIFER. Es war alles darauf abgestellt, Tricks und Machtmittel zu demonstrieren, die Atlan unweigerlich mit den Kosmokraten assoziieren mußte. Es sind also nicht die Kosmokraten, mit denen man es bei der Suche nach Gesil zu tun haben wird. Das Gefühl der Erleichte~ rung, das sich bei dieser Erkenntnis einstellen will, ist trügerisch. Der Unbekannte hat Gesil entführt, weil sie für ihn aus irgendeinem Grund von Bedeutung ist. Er wird seine Gefangene gut bewachen. Einer, der es fertigbringt, die Manifestation einer Kosmokratln zu kidnappen, und der auf der Tastatur der psionischen Trickorgel wie ein Virtuose spielt, wird es wohl auch verstehen, seine Gefangene gegenüber allen Befreiungsgelüsten zu schützen. Gesils Spur zu folgen stellt sich, aus dieser Sicht betrachtet, als überaus gefährliches Unternehmen dar. Der Versuch, sie zu befreien, wird wahrscheinlich zum Gang in die Hölle werden. Im Augenblick braucht Perry Rhodan noch keine Entscheidung zu treffen. Oie Daten, die er braucht, um Gesils Fährte aufzunehmen, stehen noch nicht zur Verfügung. Er hat - bei ~ler inneren Unruhe, die an seinem Bewußtsein nagt-Zeit, sich mit den Erkenntnissen zu beschäftigen, dieJulian Tifflor im Verlauf seiner Expedition nach Neyscuur gewonnen hat. Darunter sind doch einige, bei denen dem Terraner vor Staunen die Augen übergehen. Man kennt jetzt die Herkunft der Cantaro. Sie sind ein Zweigvolk der Anoree, die ihren Sitz in NGC 7331 haben. Oie Cantaro huldigen seit vielen Jahrhunderten einer Art Religion, die ihnen gebietet, den Körper auf ein Maximum an Effizienz zu trimmen - sei es mit genetischen Mitteln oder durch Implantation syntronischer Elemente. Die Cantaro verließen Neyscuur und reisten mit einer Flotte von mehreren Hundert Raumschiffen in die Lokale Gruppe, um dort die Große Katastrophe zu beobachten. Auf diese hatte lllu Siragusa sie aufgemacht, die weithin bekannte Forscherin der Kosmischen Hanse, die somit mittelbar die Schuld am Auftauchen der Cantaro in der Milchstraße übernimmt. Oie Anoree sind die Sachwalter der machraban, der Alten Herrscher oder Archäonten, denen nachgesagt wird, daß sie das Netz der Schwarzen Sternenstraßen eingerichtet haben. Oie Cantaro wussten also, als sie die Lokale Gruppe erreichten, über die Sternenstraßen Bescheid und hatten keine Mühe, sich ihrer zu bedienen. Völlig verblüffend aber istdas Folgende: Oie Archäonten wurden von den Anoree auch durr-ai-rajmscan genannt, und dieser Begriff lässt sich nicht anders übersetzen als mit Herren der straßen. Oie anfängliche Verwirrung löst sich allerdings rasch auf. Man glaubt, nachvollziehen zu können, was den Cantaro damals, bei ihrer Ankunft in der Lokalen Gruppe, durch den Sinn gegangen ist. Der Name "Herren der Straßen" war ihnen bekannt. Sie selbst ergriffen Besitz vom verwaisten Sternenstraßennetz innerhalb der Lokalen Gruppe. Niemand außer ihnen wußte von der Existenz der Straßen. Also waren sie die Herren der Straßen - ohne Rücksicht darauf, daß vor. langer Zeit schon mal jemand anders diesen Titel trug. Das scheint klar zu sein. Wie sich diese Einsicht mit dem Bild von Perry Rhodans Intimfeind vereinbaren läßt, der als Individuum noch über den Cantaro zu stehen scheint und dem man inzwischen den Namen MONOS gegeben hat, daran allerdings rätselt man noch herum. Perry Rhodan ist verwirrt, und die Verwirrung Wird sich noch steigern, je mehr Daten Sato Ambush der Perle Moto entlockt. Vom Output des geheimnisvollen Datenträgers wird abhängen, wie der Terraner sich entscheidet; für die Suche nach Gesil oder die weitere aktive Teilnahme am Kampf gegen die Tyrannen der Milchstraße.
Quelle
Perry Rhodan Computer Nr.1460