Auf auf zu den Sternen – oder, Luna tut‘s auch
„Ach du heilige Sch…“
Bully kassierte von seinem Freund Perry einen heftigen Rippenstoß in die Seite und ließ ihn verstummen. Eher aus Verblüffung, denn als Schmerz. Die Raumanzüge, die sie trugen, waren so konstruiert, dass sie auf dem Mond überleben konnten. Den Knuff, den Bully bekommen hatte, war harmlos und konnte er nur erahnt haben.
„Siehst du auch, was ich sehe, Perry?“
Rhodans graue Augen blieben auf dem Objekt geheftet, als er antwortete: „Wenn Du auch eine fliegende Untertasse siehst, dann ja, Bully.“
Der Flug der STARDUST zum Erdtrabanten hatte sich schon abenteuerlich gestaltet. Doch dies übertraf sämtliche Erwartungen. Fast hätte die Mission abgebrochen werden müssen, da es immer wieder zu Ausfällen der Bordkommunikation kam, je näher sie dem Mond kamen. Außerdem schien die gesamte Bordtechnik durcheinandergeraten zu sein. Reginald Bull, als Bordingenieur, hatte seine liebe Not damit. Er konnte absolut nicht erklären, warum immer wieder kurz die Steuerdüsen aussetzten. Alle Tests, die die STARDUST vorher durchlaufen musste, ergaben Grünwerte. Zwei Tage vor dem Start hatte er die Protokolle nochmals genauestens durchforstet, um nichts zu übersehen, was die Mission Gefährten würde. Zwar wurde die vier-köpfige Besatzung bei der Landung ordentlich durchgeschüttelt, doch schaffte es Major Perry Rhodan dass die STARDUST mit einem leichten Ruck auf dem Mondboden aufsetzte.
„STARDUST an Bodenstation, STARDUST an Bodenstation, Landung erfolgreich und erbitten weitere Instruktionen.“ Perry Rhodan versuchte es ein weiteres Mal mit dem Leiter der Mondmission Lesly K. Pounder Kontakt aufzunehmen. „Was ist los Perry“, wollte Eic Manoli wissen. Seine dunklen Augen musterten den hochgewachsenen Mann ruhig. Als Bordarzt war er nicht nur für die körperlichen Befindlichkeiten verantwortlich, sondern war auch ein sehr guter Psychologe. Bei Krisensituationen musste er schon vorher eingreifen, bevor jemand völlig ausrastete. Doch alle Besatzungsmitglieder hatten eine harte Schule durchlaufen. Ohne geistige und körperliche Fitness wären sie niemals in die Mannschaft aufgenommen worden.
„Keine Verbindung zur Bodenstation. Es sieht so aus, dass wir ohne »Mummy« auskommen müssen. Hast Du eine Ahnung, Bully, wieso wir solche Probleme mit der Technik haben?“ Dieser verzog sein Gesicht, als ob er in eine Zitrone gebissen hätte. Strich mit beiden Händen über seinen raspelkurzen, feuerroten Haarschopf.
„Glaube mir, Perry, theoretisch müsste alles wie am Schnürchen laufen. Alles wurde doppelt und dreifach getestet. Nein, ich kann es mir nicht erklären, weshalb plötzlich nichts mehr so richtig funktioniert. Wehe, wenn ich denjenigen erwische, der für das Desaster verantwortlich ist. Den ramme ich ungespitzt in den Mondboden, aber zuvor darf er die STARDUST mit der Zahnbürste Außen und Innen reinigen.“ Ein leises Kichern erklang hinter Bully. Neugierig hatte Clark G. Flipper das Geplänkel angehört, doch trotzdem stand die Sorge ihm ins Gesicht geschrieben, ob alle wohlbehalten die Erde wiedersehen würden. Als Vierter im Bunde war er der Navigator und Bordastronom. Doch die Vorstellung ein so großes Raumschiff mit einer Zahnbürste bearbeiten zu müssen, hat ihn kurz die angespannte Situation vergessen lassen. Der Ernst der Lage war jedem bewusst. Konzentriert beobachtete Reginald Bull das Diagnoseprogramm, dass er durchlaufen ließ. „Es wird zwei Stunden dauern, bis ich euch genau sagen kann, was an der STARDUST nicht stimmt. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass alles in Ordnung ist.“
„Du meinst, es hat jemand versucht uns an der Landung zu hindern?“
„Exakt, Perry. Und vermutlich mit einer Technik, die der unseren haushoch überlegen ist.“
„Wenn deren Technik so weit fortgeschritten ist, warum verschwinden sie dann nicht einfach wieder.“ Der Einwand war von Manoli berechtigt.
„Genau dies macht mir Kopfzerbrechen.“
„Nun mal heraus mit der Sprache, Perry. Kläre uns jetzt über die Mission auf, auf die wir geschickt wurden. Und sage mir nicht, dass wir nach grüne Männchen Ausschau halten sollen.“
„Ob sie grün sind, wird sich noch herausstellen, aber wir sollen auf dem Mond etwas überprüfen, was uns Satellitenbilder gezeigt haben.“ Den erstaunten Geschichtsausdruck, den Reginald Bull zeigte, war sehenswert. Fing sich aber schnell wieder und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Du meinst es tatsächlich ernst.“
„Pounter gab mir ein Satellitenbild, worauf man eindeutig ein Raumschiff erkennen konnte. Zumindest lässt es keine andere Interpretation zu.“
„Und wo sollen wir dieses Raumschiff finden? Denn deswegen sind wir ja hier“, wollte Bull wissen.
„Wir sind nicht weit vom ursprünglich angedachten Landeplatz heruntergekommen und dürften mit unserem Mondpanzer den Landeplatz des Raumschiffes gut erreichen können.“ Nach einer hitzigen Debatte, wer die Erkundungstour durchführen soll, setzte sich Perry Rhodan als Kommandant durch. Er und Reginald Bull sollten sich in 8 Stunden auf dem Weg machen. Davor ordnete er eine allgemeine Ruhe an. Die Kontaktaufnahme mit der Bodenstation schlug immer noch fehl.
Erstaunlicherweise gab es auf der Fahrt mit dem Mondpanzer keine Probleme. Nichts deutete auf Störungen von außen hin. Selbst der Funkverkehr verlief reibungslos.
„Also gut, Perry, wir sehen eine fliegende Untertasse, die offensichtlich eine Notlandung hingelegt hat. Sollen wir jetzt ‚runtermarschieren und freundlich um Einlass bitten?“
„Diese Option dürfte nicht einmal die schlechteste sein. Vorausgesetzt der Kommandant hat nichts dagegen mit uns zu reden.“ Bullys Herz schlug heftig und sein Blutdruck schien Höchstwerte erreicht zu haben, doch seinem Freund Perry schien dies alles kalt zu lassen.“ Immer wieder wurden Sichtungen von Fliegenden Untertassen berichtet und jetzt hatte er die Möglichkeit eines zu betreten.
„Was ist, wenn der Kommandant uns einfach mit einem Laserstrahl auslöscht? Dann bleibt nur ein Häufchen Asche von uns übrig. So habe ich meinen Abgang nicht geplant.“ Neugierig betrachtete Rhodan das Raumschiff. Der Durchmesser belief sich auf 120 Meter, mit einer Höhe von 50 Meter. Gekippt, würde der Diskus die STARDUST um 30 Meter überragen. Er hatte das Gefühl, das es sich hier um eines der kleineren Schiffe der Wesen handelte. Er konnte es sich nicht erklären, aber er hatte keine Angst. Vom Schiff schien keine Bedrohung auszugehen. Außerdem hatten die Wesen die STARDUST nicht vernichtet, was sie absolut hätten tun können. So schwer beschädigt sah der Diskus nicht aus, als dass nichts mehr funktionieren würde.
„Komm, Bully, uns bleibt keine andere Möglichkeit, als um Einlass zu bitten. Hast du unseren Sauerstoffvorrat überprüft? Zurück können wir sowieso nicht mehr, dazu reicht er nicht aus.“ Ein Blick auf die Anzeige bestätige Rhodans Aussage.
„Also heißt es nun, ersticken oder geröstet werden.“
„Hängen sie so wenig am Leben, dass sie keine andere Alternative in Erwägung ziehen?“ Im Hintergrund hörten Rhodan und Bull ein Zirpen und Pfeifen, was sie nicht zuordnen konnten. Waren die Wesen, die das Raumschiff gebaut hatten Insektenabkömmlinge?
„Ach du heilige Sch…“
„Nein, im Gegenteil, wir hängen sehr wohl am Leben und erbitten ihre Hilfe.“ Rhodan hatte sich sehr schnell gefangen, als er die Stimme gehört hatte. Zwar erklang sie in einen sehr hohen Frequenzbereich, aber im besten Englisch verständlich.
„Können wir dies als Einladung ansehen?“
„Etwas anderes soll es auch nicht sein. Die gelb leuchtende Kreatur der Gastfreundschaft ist ihnen gewogen.“
Bull und Rhodan hatten das Schott unbehelligt erreicht und warteten darauf, dass sie eingelassen wurden. Scheinbar wurden sie von Außenkameras beobachtet, da ihre Geduld nicht sehr strapaziert wurde. Das Schott öffnete sich wie eine Kameralinse.
Ein sanftes Licht erhellte einen kleinen Raum, der offensichtlich der Eingang zu einer Schleuse war.
„Sie können gerne eintreten“, wurde die Einladung wiederholt ausgesprochen.
Rhodan betrat unbefangen den kleinen Raum, wobei Bully dies mit äußerst gemischten Gefühlen tat.
Ich hätte nicht so viele Science Fiction-Romane lesen sollen, worin die Außerirdischen immer versucht haben die Erde zu vernichten.
Mit diesem Gedanken versuchte er sich zu beruhigen.
Nach einer Weile öffnete sich in gleicher Weise das Innenschott.
Zwei Wesen empfingen sie, dessen Köpfe sehr stark an den Diskusraumer erinnerten.
Offensichtlich müssen wir wohl kugelförmige Raumschiffe bauen, denn nach dem Aussehen der STARDUST, müssten wir spitz zulaufende Schädel haben.
Mehr Zeit sich in philosophischen Gedanken zu vertiefen, hatte Reginald Bull nicht.