Der Feigling von Loors
Handlung
Die WAHRHAFTIGKEIT befindet sich im viel zu schnellen Landeanflug auf Loors. Der Tyrann Sperco, der inzwischen die Grenze zwischen Besessenheit und Irrsinn überschritten hat, steuert das Raumschiff höchstpersönlich und legt eine katastrophale Bruchlandung hin. Dabei finden die meisten der aus den verschiedensten Völkern des Spercoidischen Reiches bestehenden Besatzungsmitglieder den Tod, unter ihnen auch der Diktator selbst. Atlan überlebt leichtverletzt und nach einigen Stunden kann er sich aus dem Wrack befreien. Als er einige Kilometer von der Absturzstelle entfernt ist, explodiert das Wrack und tötet damit auch noch die letzten Überlebenden.
Von der Absturzstelle aus kann Atlan Pthor nicht sehen, also schlägt er eine willkürliche Richtung ein, um das Weltenfragment zu suchen. Als er ein Tier erlegt, wird er hinterrücks von einem schmächtigen Pthorer angegriffen. Der Fremde verhält sich extrem feige und hinterlistig, nennt aber seinen Namen nicht, weshalb ihn der Arkonide einfach »Feigling« nennt. Der rätselhafte Fremde spricht mit unbekanntem Dialekt Pthora und ist ein Angsthase, wie Atlan noch keinen zuvor gesehen hat. Er fürchtet sich vor allem, was es gibt: Geräuschen, Tieren, Pflanzen, dem Wetter, der Landschaft und hunderten anderen Dingen. Er ist etwa 165 cm groß, schmächtig, blond und wirkt irgendwie zeitlos. Wäre er nicht ein so großer Jammerlappen, würde er den Odinssöhnen ein bisschen ähnlich sehen, die er wohl auch kennen muss. Denn als Atlan deren Namen nennt, bekommt er eine minutenlange Panikattacke mit Schreikrämpfen, in denen er immer wieder betont, sie nicht wiedersehen zu wollen. Nähere Informationen können ihm dazu nicht entlockt werden.
Da Feigling allein keine Überlebenschance in der kargen Umgebung hat, nimmt Atlan ihn widerwillig mit sich. Sie finden eine Karawane der Brangeln und stehlen ihnen zwei Spyten, mit denen sie wesentlich schneller und unbeschwerter voran kommen. In einem Waldstück stürzt Atlans Spyte mit ihm als Reiter in eine Bodenfalle. Feigling ergreift sofort die Flucht, während mehr als ein Dutzend Zlits in die Grube stürzen und den Spyten auffressen. Atlan wird verschont, vermutlich weil er nicht blutet und die Zlits dadurch nicht anlockt. Stunden später kann er sich aus der Falle befreien und findet Feigling wieder. Sie reisen weiter und geraten am nächsten Tag in eine wüste Keilerei zwischen hunderten otterähnlichen Lebewesen.
Die Drocks sind intelligente Bewohner des Planeten Loors und leben auf einer primitiven Entwicklungsstufe. Das Volk ist in vier Stämme gespalten: die Meerbewohner, Bergbewohner, Stadtbewohner und die Flussbewohner. Die letzten beiden liegen seit hundert Generationen in Dauerfehde wegen eines Anlasses, den beide nicht mehr kennen, der aber ungeheuer wichtig gewesen sein muss. Ephor ist der Sohn des Anführers der Flussleute, Torpha die Tochter des Anführers der Stadtbewohner. Beide sind anders als ihre Artgenossen. Während die Stadtbewohner allesamt ein weißes Fell und die Flussbewohner ein schwarzes Fell haben, ist das der beiden grau. Sie finden unter ihresgleichen auch keinen Partner und so haben sie sich ineinander verliebt. Beide können ihre Väter mit Müh und Not zu Hochzeitsverhandlungen überreden und diese laufen überraschend reibungslos ab – zu reibungslos, wie Ephor findet.
Bei der wenige Tage später erfolgenden Trauung erfährt er auch den Grund dafür. Ephor und Torpha sollen fortan als Königspaar über die Drocks herrschen. Und da das keine Arbeit für ein frischvermähltes Paar ist, werden die eigentlichen Regierungsgeschäfte von einem »Königsrat« erledigt werden – den beiden Oberhäuptern der Sippe, die sich damit zu den de-facto-Herrschern über alle vier Sippen aufschwingen. Doch die Gegensätze zwischen den Sippen sind nicht ausgeräumt und so kommt es wegen eines völlig nichtigen Anlasses – ein angeblicher Schatz, den alle für sich beanspruchen – zu einer riesigen Keilerei, an der sich zuerst nur die Männer der Stadt- und Flussleute beteiligen, aber bald die Männer und schließlich auch die Frauen und Kinder aller anderen Sippen einsteigen. Genau in dem Moment platzen Atlan und Feigling auf ihrem Spyten unfreiwillig in das Geschehen. Feigling ergreift sofort die Flucht, der Spyte zerstört ein paar drocksche Behausungen und Atlan sieht sich das Treiben in Ruhe an und amüsiert sich dabei zusehends. Als zwei graue Drocks ineinander verkeilt an ihm vorbeikullern, packt er sie und stellt sie zur Rede. Torpha und Ephor erzählen ihm die Vorgeschichte und nach und nach erlöschen alle Raufhandlungen. Atlan sieht sich den angeblichen Schatz an; es handelt sich dabei um einen Gleiter der Spercoiden, der vermutlich schon vor Jahren in den Fluss gestürzt ist. Als er ihn nach der Bergung in Betrieb nehmen möchte, schmoren einige Isolierungen durch, Lärm, Qualm und Gestank breiten sich aus – der Gleiter ist längst unbrauchbar geworden. Den Drocks hat diese Demonstration gefallen, sie betrachten Atlan nun als eine Art Halbgott und ringen sich zu dem Versprechen durch, fortan in Frieden miteinander zu leben.
Der Arkonide und der Feigling werden mit Vorräten versorgt und wandern weiter, bis sie die Ebene Jell-Cahrmere erreichen. An der Küste der Stille erklimmen sie das Weltenfragment und finden sich am Rande des Blutdschungels wieder. Auf dem Weg zur Feste Grool, wo sich Atlan Unterstützung erhofft, werden sie von dem im Dschungel lebenden Stamm der Nedolks gefangen genommen und zu einer halbverfallenen Tempelanlage gebracht, wo sie vermutlich irgendwelchen Göttern geopfert werden sollen. Als ihr Häuptling Feigling mustert, ist er sehr erstaunt und als dieser auch noch mit seinem fremden Dialekt spricht, überlässt er ihm ehrfürchtig seinen Thron. Fortan wird Feigling mit allerhand Speisen und Getränke verwöhnt, während man Atlan ignoriert. Nach zwei Tagen kann der Arkonide die Nedolks überreden, eine Expedition zur Feste zu schicken, an der er teilnimmt. Auch Feigling kommt mit, denn er hat längst erkannt, dass die anfängliche Verehrung der Eingeborenen längst in eine skeptische Stimmung umgeschlagen hat. Offenbar konnte er den Erwartungen der Nedolks nicht entsprechen. Nach stundenlangem Marsch durch den Dschungel lassen sie die Eingeborenen bei einer günstigen Gelegenheit zurück, was sich als Glück für die beiden erweist, denn die Nedolks werden von anderen Kriegern überfallen und beraubt, können aber entkommen. Zu zweit versuchen sie, den Rest der Strecke zur Feste Grool zurückzulegen.
Anmerkungen
- Es deutet viel darauf hin, dass der Autor den Handlungsstrang mit Sperco gewaltsam verkürzt hat (nur drei Seiten für das Ende des Diktators über eine ganze Galaxie wird dem Tyrannen nicht gerecht), um die Drocks als eigenmächtige Erfindung in die Handlung zu bringen, die vermutlich gar nicht im Exposé vorgesehen war; zu viele Autorenfehler sind damit verknüpft. Zum Beispiel:
- Die Stadtbewohner verehren den vierschwänzigen Mond und mehrmals wird der Mond am Himmel erwähnt. Nur hat Loors gar keinen Mond!
- In den vorangegangenen Romanen wurde bereits explizit erwähnt, dass es auf Loors nur die Brangeln als intelligente und die Zlits als halbintelligente Bewohner gibt.
- Atlan kann die Sprache der Drocks auf Anhieb verstehen, wenngleich sie ihm fremd vorkommt. Brangelisch kann es nicht sein, da diese Sprache fast nur aus Schmatzlauten besteht und die Drocks zu den Brangeln keinen Kontakt zu haben scheinen. Andere Atlan bekannte Sprachen scheiden ohnehin völlig aus. Diese können die Drocks nicht erlernt haben. Und er hatte auch keinen Translator dabei.
- Es wurde vergessen, dass Pthor auf der Oberfläche von Loors liegt. Atlan und Feigling durchschreiten einfach nur den Wölbmantel und finden sich an der Küste der Stille wieder. Eigentlich hätten sie mehrere Kilometer Höhenunterschied überwinden müssen, wie das bereits in Atlan 343 geschildert wurde.
- Der sonst so schlaue Atlan ist sich nicht sicher, ob Feigling von Pthor stammt. Er kennt zwar die Odinssöhne und spricht Pthora (wenngleich in unbekanntem Dialekt) – dennoch ist Atlan erleichtert, als sein Begleiter den Wölbmantel unverletzt durchschreiten kann.
- Die Episode mit den Drocks ist eine sehr humorvoll geschriebene Anspielung auf politisch arrangierte Hochzeiten, bei denen das Brautpaar nur ein willkommenes Werkzeug für fremde Machtgelüste darstellt.
Hauptpersonen
Ephor, Torpha, Atlan, Feigling, Sperco
Handlungszeitraum
2649, vermutlich Januar
Handlungsort
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