Konsolen und Videogeräte
Konsolen und Videogeräte
Wenn man so liest, wie Perry Rhodan und Waylon Javier an ihren Konsolen sitzen, auf Videogeräte starren und Schaltungen vornehmen, dann hat man so richtig den visuellen Eindruck eines zeitgenössischen Computer-Zentrums, nicht wahr? Zeitgenössisch, das heißt: Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Tische, auf denen schreibmaschinenähnliche Tastaturen ruhen, entweder fest eingebaut oder in einem gesonderten Rahmen beweglich und darüber sich wölbend fernsehartige Apparaturen mit einer Bildfläche, auf der der Computer seine letzte Weisheit kundtut. Und wenn das Bildgerät kaputtgeht, dann muss man es auseinandernehmen und die Bildröhre reparieren.
Sieht es an Bord der BASIS - oder irgendeines anderen terranischen Raumschiffs - im Jahr 426 NGZ wirklich so aus?
Mitnichten.
Die Technik ist fortgeschritten, nur die Terminologie hinkt hinterher. Die Konsole ist nicht mehr ein graues - oder, den Ratschlägen der Arbeitsplatzpsychologen folgend, grünes, rotes, blaues - aus vorgefertigten Plastikteilen zusammengesetztes Möbelstück mit einer Nische mittendrin, in die der Konsolenbediener seine Knie zwängen kann. Und das Videogerät ist kein Fernsehkasten mehr, der in einer festgelegten Anzahl von Zeilen eine genau definierte Menge von Zahlen und Zeichen abbildet. Wohl, der Tisch ist geblieben. Der arbeitende Mensch braucht ihn - um die Ellbogen darauf zu stützen, um mit der Faust darauf zu knallen, um eine Unterlage zu haben, wenn er eilig etwas auf ein Stück Schreibfolie kritzelt, um ... ja einfach um den Eindruck eines arbeitenden Menschen zu machen. Wie sähe er aus, wenn er in einem Sessel säße, vor dem kein Tisch stünde?
Seine Konsole ist ein kleines, rechteckiges Gerät, das üblicherweise auf der Oberfläche des Tisches ruht. Durch keinerlei störrisches Kabel an den Untergrund gefesselt, kann es jedoch auch aufgehoben und mitgenommen werden - und verliert dadurch nichts von seiner Funktionsfähigkeit. Es kann dazu benützt werden, Daten an den Computer zu übermitteln; aber solches lässt sich viel leichter auf akustischem Wege tun. Warum mühselig AUTOKORRELATION in die Tastatur tippen, wenn man das Wort dem Computer einfach zurufen kann und er es anhand seines akustischen Wörterbuchs (unter Zugrundelegung der Stimmcharakteristiken des Sprechers) eindeutig identifiziert und versteht?
Die Konsole ist viel nützlicher, wenn es darum geht, den Arbeitsablauf zu vereinfachen. Der Computer spielt einen Text über die Videofläche. Der Leser will daraus einen Satz exzerpieren und gesondert gespeichert haben. Es ist viel leichter, eine programmierte Funktionstaste zu drücken, als dem Computer mit langen Worten zu erklären, welcher Satz gemeint ist und wo er gespeichert werden soll.
Das Videogerät ist natürlich längst nicht mehr ein solches, sondern ein Hologramm, das vom Computer an die vom Empfänger gewünschte Stelle projiziert wird. (Daher erweist es sich als nützlich, dass die Konsole nicht mehr an die Tischplatte gebunden ist, sondern vom Benutzer in der Gegend herumgetragen werden kann.) Der Computer, von dem hier die Rede ist, versieht die Rolle eines Bordrechners an Bord eines Großraumschiffs, z. B. der BASIS. Er ist ohne weiteres in der Lage, Hunderte von individuellen Anfragen gleichzeitig zu beantworten, während er im Hintergrund Stapelaufgaben bearbeitet, also etwa das Proviantinventar des Schiffes überprüft. Viele Fragen lassen sich akustisch beantworten. Der Computer „spricht" zu den Fragen. Andere erwarten eine ausführliche Reaktion, z. B. die Abbildung einer umfangreichen Datenmenge. Der Computer stellt die Daten zusammen. Eines seiner zahlreichen Peripheriegeräte übernimmt die Projektion der Daten an den Arbeitsplatz des Fragenden - oder irgendeinen anderen Ort innerhalb der Kommandozentrale, den der Fragende bestimmt.
Das Hologramm einer Videofläche wird von Holographen erzeugt, die in ausreichender Anzahl innerhalb des Arbeitsbereichs, hier z. B. der Kommandozentrale der BASIS, installiert sind. An der Erstellung eines Hologramms sind gewöhnliche mehrere Holographen simultan beteiligt. Dadurch wird die Störanfälligkeit auf ein Minimum reduziert. Zur Erzeugung des holographischen Bildes wird konventionelle elektromagnetische Strahlung im Infrarotbereich - Wellenlänge um 1100 Mikrometer - verwendet. Im Innern des Hologramms befindet sich eine - ebenfalls projizierte - sensitive Schicht, die für die optischen Charakteristiken des Bildes verantwortlich ist und Rückmeldefunktionen über den Holographen an den Computer versieht (zum Beispiel die Fixierung einer Lichtmarke, mit der der Fragende dem Rechner eine zusätzliche Frage stellt).
Das Hologramm ist beweglich. Der Fragende kann es mit Hilfe seiner Konsole an jeden beliebigen Punkt des Arbeitsbereichs dirigieren. Es kommt des Öfteren vor, dass zwei über ein Problem Diskutierende nebeneinander Hologramm auf Hologramm abrufen, um jeder auf seine Weise, mit den von ihm gewählten Daten, dem andern seinen Standpunkt zu erläutern. Was heutzutage (426 NGZ) unter dem altmodischen Namen Videogerät läuft, ist in Wirklichkeit ein hochmodernes, flexibles und von keinerlei Materie belastetes Arbeitsmittel. In einer auf ständige Verbindung zwischen Mensch und Computer angewiesenen Umgebung stellt es ein wichtiges Bindeglied dar - einen weiteren Schritt, wie Spekulierer vermuten, auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Hybridewesens, des Homuters, der die Vereinigung organischer und positronischer Intelligenz verkörpert.