Sternbild

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Unter Sternbild wird in der heutigen Astronomie eine Region des Sternenhimmels verstanden, die in Bezug auf einen Sternenzug freiäugig sichtbarer heller Sterne von anderen Himmelsregionen abgegrenzt ist (Mustererkennung). Für den Anblick des Himmels von der Erde aus wurden so in der sphärischen Astronomie Anfang des 20. Jahrhunderts mit internationaler Übereinkunft die Grenzen von 88 Sternbildern festgelegt, mit denen die Fläche der Himmelskugel restlos aufgeteilt ist, um Himmelskörper leicht zuordnen zu können.

Mit freiem Auge, ohne Hilfsmittel, sind am Sternenhimmel bis auf einige wenige Ausnahmen – wie den Andromedanebel – nur Sterne zu sehen, die unserer Galaxie, der Milchstraße, angehören. Helle Sterne wurden schon in der Jungsteinzeit zur visuellen Orientierung genutzt, zu Sterngruppen zusammengefasst und als Figuren gesehen, im frühen Altertum mythologisch gedeutet und seit der Antike mythischen Gestalten, Tieren oder Gegenständen zugeordnet. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte Große Bär (Ursa maior) beziehungsweise ein Teil dessen als Großer Wagen, dessen zwei Kastensterne die Richtung zum Polarstern zeigen.

Die Sterne eines solchen Sternzuges oder eines Sternbildes haben von der Erde aus betrachtet untereinander relativ geringe Winkelabstände und liegen daher im Sinne der Himmelskoordinaten sphärischer Astronomie relativ nahe beieinander. Diese Nachbarschaft ist jedoch nur eine scheinbare. Durch Messung ihrer Wikipedia-logo.pngParallaxe lässt sich für einzelne Sterne die Entfernung vom Sonnensystem bestimmen, sie kann bei den Sternen eines Sternbildes um ein Vielfaches differieren (siehe etwa Sternenliste des Wikipedia-logo.pngOrion). So können Sterne zu anderen Sternen desselben Sternbildes einen größeren Abstand haben als den zur Sonne. Andererseits können zwei Sterne verschiedener Sternbilder tatsächlich in kleinerer Distanz zueinanderstehen als scheinbar eng benachbarte Sterne des gleichen Sternbildes.

Sternbilder waren in vielen Kulturen ein wichtiges Mittel zur Orientierung und insbesondere für die Seefahrt von Bedeutung. Heute dienen sie klar definiert der Kartierung des Himmels wie der örtlichen Zuordnung von Objekten. Die Wikipedia-logo.pngInternationale Astronomische Union (IAU) hat die Sternbildgrenzen nach Himmelskoordinaten festgelegt und verwendet sie u. a. zur genäherten Ortsangabe veränderlicher Himmelsobjekte wie Wikipedia-logo.pngMeteore oder Wikipedia-logo.pngNovae. Sternenzüge werden auch als Konstellation, nicht präzise definierte Wikipedia-logo.pngSternkonstellationen als Asterismus bezeichnet. Dieser Begriff umfasst auch die historischen Sternbilder der westlichen Wikipedia-logo.pngAstronomiegeschichte und die Konstellationen anderer Kulturen.

Sternbilder lassen sich in fast allen Kulturen feststellen und bis in die frühen Wikipedia-logo.pngHochkulturen zurückverfolgen. Dabei spielen menschenähnliche Figuren (etwa Orion), Drei- bis Sechsecke und längere Wikipedia-logo.pngSternreihen (wie Andromeda, Wikipedia-logo.pngFünfsternreihe, Wasserschlange) bzw. Sternzüge (Drache, Schlange, Eridanus) eine besondere Rolle. Die heutigen Sternbilder gehen zurück auf zwölf babylonische sowie Wikipedia-logo.pngaltägyptische Tierkreiszeichen, die im Wikipedia-logo.pngantiken Griechenland auf 48 erweitert wurden. Zwischen 1600 und 1800 wurden noch weitere eingeführt. Seit 1922 werden international anerkannt 88 Sternbilder verwendet, deren Grenzlinien nach Vorarbeit von Wikipedia-logo.pngEugène Delporte 1928 von der IAU offiziell definiert wurden.[1][2]

Die Wikipedia-logo.pngAstrognosie ist das Fachgebiet der Astronomie, das sich mit Sternbildern und Sternenzügen befasst. Die Namen der Sternbilder sind für die systematische Benennung von Sternen mit griechischen Buchstaben (Alpha, Wikipedia-logo.pngBeta, Wikipedia-logo.pngGamma, Wikipedia-logo.png) und lateinischer Bezeichnung des Sternbilds von Bedeutung, z. B. Wikipedia-logo.pngα-Centauri.

Begriffsabgrenzung Sternbild – Asterismus

Als Asterismus (von Wikipedia-logo.pnglateinisch astrum aus Wikipedia-logo.pnggriechisch astron „Sternbild, Gestirn, Stern“) wird in der Wikipedia-logo.pngAstronomie eine Gruppe von (meist hellen) Sternen bezeichnet, die – mit gedachten Verbindungslinien („Wikipedia-logo.pngSternzügen“) verknüpft – eine auffällige Form oder Figur am Himmel bildet. Ein Asterismus kann Teil eines Sternbildes sein und aus benachbarten Sternen bestehen (Beispiele hierfür sind der „Große Wagen“ als Teil des Sternbilds Wikipedia-logo.pngGroßer Bär oder der „Gürtel“ des Orion); er kann aber auch auffallende Sterne unterschiedlicher Sternbilder einbeziehen, wie etwa das Wikipedia-logo.pngSommerdreieck oder das Wikipedia-logo.pngWintersechseck, deren Sterne sich über einen großen Teil des Himmels verteilen.[3] Charakteristisch für einen Asterismus ist seine Auffälligkeit, daher sind lichtschwache, unauffällige Sternbilder keine Asterismen. Gelegentlich werden jedoch auch Wikipedia-logo.pnghistorische Sternbilder, die früher in Sternkarten verzeichnet waren, wie z. B. das Sternbild „Wikipedia-logo.pngSchiff Argo“, als Asterismen bezeichnet.[4]

Daneben gibt es in den Wikipedia-logo.pngKartiersystemen anderer Kulturen, etwa in der alten indischen oder chinesischen Astronomie oder der der Mayas, Sternbilder, in welchen ganz andere Figuren erkannt werden.

Bedeutung der Sternbilder

Sternbilder stellen sich nur subjektiv für den Beobachter dar. Wie bereits im zweiten Absatz beschrieben wurde, sind die Sterne der meisten Sternbilder weit voneinander entfernt. Der Eindruck, dass die Sterne eines Sternbilds am Himmel nahe beieinander liegen, beruht auf dem Wikipedia-logo.pngProjektionseffekt.

Die zwölf Wikipedia-logo.pngTierkreiszeichen, die auf die babylonischen Sternbilder der Wikipedia-logo.pngEkliptik zurückgehen, bilden eine der Grundlagen der Wikipedia-logo.pngAstrologie. Da sich die Sternbilder durch die Wikipedia-logo.pngPräzession gegen die Tierkreiszeichen seither um etwa 30 Grad verschoben haben, stimmen sie jedoch nicht mehr überein und die westliche Astrologie lehnt die auf tatsächliche Sternbilder bezogene Deutung (siderische Astrologie) im Allgemeinen ab (Wikipedia-logo.pngZodiak).

Sternbilder und Asterismen tauchen auch in griechischen Lehrgedichten zum Jahreslauf und Ackerbau auf, wo sie zur Einteilung der Wikipedia-logo.pngJahreszeiten benutzt werden.

In der Wikipedia-logo.pngAstronomie wurden Sternbilder in Wikipedia-logo.pngSternkatalogen bereits ab der Antike zur Wikipedia-logo.pngPositionsangabe benutzt. Noch um 1800 teilen Sternkataloge die Himmelsobjekte in die Sternbilder ein, bald danach geht man aber zu einer reinen Positionsangabe mit Wikipedia-logo.pngRektaszension und Wikipedia-logo.pngDeklination über. Aber die Wikipedia-logo.pngastronomische Nomenklatur der sichtbaren Sterne im Bayer/Flamsteed-Code von 1603 und 1712 abseits ihrer Wikipedia-logo.pngTrivialnamen beruht noch auf diesem System der Areale des Wikipedia-logo.pngSternhimmels, wie beispielsweise Alpha Centauri nach dem Sternbild des Zentauren.

Trotz der heute relativ geringen Bedeutung haben Sternbilder bis heute nichts von ihrer Faszination auf den Betrachter eines dunklen Sternenhimmels verloren und spielen für die Popularisierung der Astronomie eine wichtige Rolle. Die Wikipedia-logo.pngDidaktik der Astronomie nutzt sie – in Verbindung mit den dazugehörenden Wikipedia-logo.pngSternsagen – um Jugendliche für die „Sternenkunde“ zu begeistern und anhand der historischen Entwicklungen an die moderne Astronomie heranzuführen.

Ursprung der Sternbilder

Schematische Darstellung des Tempelreliefs in Wikipedia-logo.pngDendera, 1. Jahrhundert v. Chr.

Sternbilder gab es vermutlich bereits in prähistorischer Zeit. Von den meisten Kulturen, die noch in einem vor-eisenzeitlichen und schriftlosen Stadium anthropologisch untersucht werden konnten, sind jedenfalls Sternbilder bekannt, wie etwa Sternbilder der Nordamerikanischen Indianer, der Wikipedia-logo.pngAborigines und der Wikipedia-logo.pngSan im südlichen Afrika. Wie weit erste Sternbilder in die europäische Frühgeschichte zurückreichen, ist unbekannt, aber es ist möglich, dass bereits im Stiersaal der Wikipedia-logo.pngHöhle von Lascaux ein kompletter Wikipedia-logo.pngTierkreis abgebildet wird. Die Identifikation einer Gruppe von Punkten oberhalb des Wikipedia-logo.pngAuerochsen als die Wikipedia-logo.pngPlejaden scheint wahrscheinlich, da sowohl die Position relativ zum Auerochsen (Wikipedia-logo.pngStier) als auch die relativen Positionen der sechs Punkte zueinander derjenigen der Plejaden entspricht. Das erfordert jedoch die Wikipedia-logo.pngimplizite Annahme, im Auerochsen ein Sternbild zu identifizieren. In ägyptischen Grabanlagen gibt es ebenfalls vereinzelt Sternbilddarstellungen, etwa im Wikipedia-logo.pngGrab Sethos I. Die im Wikipedia-logo.pngTempel von Dendera im ersten vorchristlichen Jahrhundert dargestellten Bilder zeigen die ägyptischen bereits zusammen mit dem Tierkreis der Babylonier.

Sternbilder des Altertums

Darstellung des Wikipedia-logo.pngKepheus in einer Aratusabschrift des 9. Jahrhunderts

Die ersten gesicherten der heutigen Sternbilder, besonders die auch in der Astrologie benutzten Wikipedia-logo.pngTierkreiszeichen, gehen auf die Wikipedia-logo.pngAltägypter und Wikipedia-logo.pngBabylonier zurück. Die ersten dieser Sternbilder des Tierkreises tauchen bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. auf. Ein erster vollständiger Tierkreis entstand um 410 v. Chr. Die heutigen Tierkreiszeichen stimmten vor etwa 2100 Jahren mit den entsprechenden Sternbildern ungefähr überein, haben sich aber im Zuge der Wikipedia-logo.pngPräzession gegen diese verschoben. Von einem dreizehnten Sternbild, das von der Wikipedia-logo.pngEkliptik geschnitten wird, Wikipedia-logo.pngSchlangenträger, ragt nur ein Fuß über die Ekliptik.

Mit seinen Wikipedia-logo.pngKatasterismen beschrieb Wikipedia-logo.pngEratosthenes die ursächliche Entstehung von 44 Sternbildern, einige Jahrhunderte später beschrieb Wikipedia-logo.pngPtolemäus 48 Sternbilder. Die Sternbilder sind hauptsächlich nach Gestalten, Personen sowie Objekten aus der Wikipedia-logo.pnggriechischen Mythologie benannt. Beide stehen damit in einer literarischen Tradition, die hauptsächlich durch die Lehrgedichte Phainomena (Himmelserscheinungen) des Wikipedia-logo.pngAratos von Soloi und dem Poeticon Astronomicon von Wikipedia-logo.pngHyginus bis ins Mittelalter überliefert wurde. Der ptolemäische Sternkatalog des Wikipedia-logo.pngAlmagest, in dem die zu den Bildern gehörigen Sterne aufgeführt sind, ist zunächst nur in der arabischen Welt bekannt und wird dann seit dem 12. Jahrhundert durch Übersetzungen aus dem Griechischen und Arabischen auch in der lateinischen Welt verbreitet. Auf arabische Gelehrte gehen viele der heute benutzten Wikipedia-logo.pngSternnamen zurück, aber keine neuen Sternbilder. Diese übernahm die islamische Welt aus der Antike, ältere präislamische Sternbilder verschwinden und sind nur teilweise bildhaft überliefert, zum Beispiel stellt Wikipedia-logo.pngal-Sufi die Cassiopeia zusammen mit dem Beduinensternbild Kamel dar.

Das heutige Sternbild Wikipedia-logo.pngHaar der Berenike war in der Antike als Wikipedia-logo.pngAsterismus bekannt, galt aber nicht als eigenes Sternbild, sondern als Teil des Wikipedia-logo.pngLöwen. Der von Wikipedia-logo.pngAugustus an den Himmel gesetzte „Thron des Wikipedia-logo.pngCäsar“ wurde nach der Antike nicht mehr benutzt. Das althergebrachte Sternbild Wikipedia-logo.pngAntinous dagegen, das der römische Kaiser Wikipedia-logo.pngHadrian zu Ehren seines im Nil verunglückten Favoriten eingeführt hatte (der Legende nach opfert sich Antinous, um das Leben Hadrians zu verlängern), galt zunächst als Asterismus und Teil des Wikipedia-logo.pngAdlers und wurde erst in der Neuzeit als eigenes Sternbild geführt. Es wird heute allerdings nicht mehr benutzt. Da Antinous in den Klauen des Adlers dargestellt wurde, wurde das Sternbild auch gelegentlich als Wikipedia-logo.pngGanymed gesehen, zu dessen Mythos eine solche Darstellung passt.

Neuzeitliche Erweiterungen

Planisphaerium Coeleste von Wikipedia-logo.pngGeorg Christoph Eimmart, 1705, Kopie von 1730

Weitere Sternbilder wurden in der Neuzeit dann zunächst am Wikipedia-logo.pngSüdhimmel eingeführt, der Europäern in der Antike unbekannt gewesen war. Wikipedia-logo.pngJohann Bayer übernahm in der Wikipedia-logo.pngUranometria von 1603 einige Sternbilder von Wikipedia-logo.pngPetrus PlanciusWikipedia-logo.pngHimmelsgloben, der sie wiederum nach Beschreibungen der niederländischen Seenavigatoren Wikipedia-logo.pngPieter Dirkszoon Keyser und Wikipedia-logo.pngFrederick de Houtman als erster auf seinen Himmelsgloben darstellte. Oft wird dennoch Bayer als derjenige, der diese Sternbilder einführte, genannt, vermutlich weil seine Uranometria eine ungleich größere Verbreitung hatte. Bayer übernimmt jedoch nur dreizehn von Plancius Sternbildern, das Kreuz lässt er aus. Die heute bekannten Sternbilder Wikipedia-logo.pngGiraffe und Wikipedia-logo.pngEinhorn wurden erst 1612 (ebenfalls von Plancius) veröffentlicht.

Diese drei Sternbilder tauchen, zusammen mit anderen von Plancius, die heute nicht mehr benutzt werden, zunächst bei Wikipedia-logo.pngJakob Bartsch 1624 auf, einige davon übernimmt schließlich Wikipedia-logo.pngJohannes Hevelius in seinem 1687 erschienenen Atlas Firmamentum Sobiescianium, der noch weitere Bilder festlegt. In Unkenntnis von Plancius’ Werk werden Giraffe, Kreuz und Einhorn auch gelegentlich Hevelius, Bartsch oder dem ansonsten wenig bekannten Astronomen Wikipedia-logo.pngAugustin Royer zugeschrieben. Hevelius widmete seinen Sternatlas seinem König, Wikipedia-logo.pngJan III. Sobieski und platzierte dazu den Wappenschild dessen Hauses als Sternbild Wikipedia-logo.pngSchild an den Sommerhimmel. Das Wikipedia-logo.pngFrontispiz zeigt Hevelius mit dem neuen Sternbild, vor der Muse Urania im Kreis berühmter Astronomen. Wikipedia-logo.pngNicolas Louis de Lacaille erweiterte um 1750 nach einer Beobachtungsreise zum Wikipedia-logo.pngKap der Guten Hoffnung in Südafrika die Sternbilder des Südhimmels um meist thematische Sternbilder, die den technischen Fortschritt symbolisieren sollten, etwa der Wikipedia-logo.pngChemische Ofen oder die Wikipedia-logo.pngLuftpumpe. Neben zwölf neuen Sternbildern geht auf ihn auch die Aufteilung des „Schiffes Argo“ in Wikipedia-logo.pngSegel des Schiffs (Vela), Wikipedia-logo.pngAchterdeck (Puppis) und Wikipedia-logo.pngKiel (Carina) zurück. In diesem Gebiet des Himmels führte Lacaille auch ein weiteres nautisches Sternbild ein, den Wikipedia-logo.pngKompass.

Nicht mehr benutzte Sternbilder

Titelbild des Coelum Stellatum Christianum

Wikipedia-logo.pngJulius Schiller versuchte 1627 durch Herausgabe eines christianisierten Sternatlas, des Wikipedia-logo.pngCoelum Stellatum Christianum, die heidnischen Sternbilder durch Figuren der Bibel und Heilige zu ersetzen, wobei er auf Bayers Katalogkoordinaten zurückgriff und diese, in Zusammenarbeit mit Bayer, verbesserte und erweiterte. Aus den Tierkreisbildern wurden zum Beispiel die Wikipedia-logo.pngApostel. Der Versuch fand keinen großen Anklang, aber die Schiller’schen Konstellationen wurden immerhin von Wikipedia-logo.pngAndreas Cellarius in dessen künstlerischen Meisterwerk Wikipedia-logo.pngHarmonia Macrocosmica auf zwei Platten abgebildet, zusammen freilich mit den herkömmlichen Sternbildern auf weiteren Platten.[5] Die einzig originär christlichen Sternbilder, das Kreuz und das Einhorn, hatte Bayer, auf den Schiller sich bezog, bei der Adaption von Plancius weggelassen. Einen weniger radikalen Versuch der Christianisierung unternahm Wikipedia-logo.pngJakob Bartsch, der 1624 in seinem Buch Usus Astronomicus biblische Bezüge der bestehenden Sternbilder herstellt.

Dem Beispiel Hevelius’ mit dem Schild folgten in den nächsten 150 Jahren zahlreiche Hofastronomen und setzten Insignien ihrer jeweiligen Herrschaft an den Himmel. Zu den bekannteren und zumindest zeitweise in Himmelsatlanten erschienenen Sternbildern zählen das Wikipedia-logo.pngBrandenburgische Szepter oder der Wikipedia-logo.pngKönigliche Stier von Poniatowski, andere sind dagegen, außer in den originalen Widmungsdokumenten, nie in einer Sternkarte erschienen und dienten hauptsächlich der Karriereförderung des jeweiligen Hofastronomen. Das Wikipedia-logo.pngSternbild Schild selbst ist das einzige dieser politischen Bilder das heute noch anerkannt wird.

1754 schlug John Hill, vermutlich in satirischer Absicht angesichts der zahlreichen zeitgenössischen Erweiterungen, 13 weitere Sternbilder vor, die nach dem Zeitempfinden niederen Kreaturen gewidmet waren, zum Beispiel die Kröte, den Erdwurm, oder die Spinne. Der Scherz blieb in der Fachwelt allerdings unbeachtet. 1789, nach der Entdeckung des Wikipedia-logo.pngUranus setzte Wikipedia-logo.pngMaximilian Hell dem Entdecker ein Denkmal, indem er gleich zwei neue Sternbilder, das Wikipedia-logo.pnggroße und kleine Teleskop Herschels einführte, wovon allerdings nur das große, zwischen Wikipedia-logo.pngZwillingen und Wikipedia-logo.pngAuriga, länger auf den Sternkarten zu finden war. Sternbilder wurden mitunter auch ohne politische, wissenschaftliche oder überhaupt besondere Motivation eingeführt. So begründete Wikipedia-logo.pngJérôme de Lalande das 1799 von ihm eingeführte Sternbild Wikipedia-logo.pngFelis mit „ich liebe diese Tiere sehr [...] Der Sternenhimmel hat mir genug Arbeit beschert, jetzt kann ich auch einen Scherz damit haben.“ Er hatte aber wohl als Hintergedanken, damit Wikipedia-logo.pngVoltaire zu widerlegen, der keine Katzen mochte und zu Lebzeiten gelästert hatte, dass die Katze keines der vielen Tiersternbilder sei.

Da seit der Erfindung des Wikipedia-logo.pngTeleskops immer mehr Sterne und Nebel gefunden und katalogisiert wurden, brauchte man diese neuen Sternbilder, um die Übersicht zu bewahren, besonders auch, da die antiken Sternbilder Teile des Himmels, die dem bloßen Auge unspektakulär (aber nicht sternlos) erscheinen, schlicht auslassen. Die Anzahl der bekannten Objekte nahm aber so sehr zu, dass sich allzu viele dieser Erweiterungen als unpraktisch erwiesen und so verschwanden die späteren wieder. Ein erster Schritt zur Vereinheitlichung und allgemeinen Anerkennung der Sternbilder wurde auf dem Wikipedia-logo.pngersten europäischen Astronomenkongress 1798 unternommen, bei dem zahlreiche der in den Jahren zuvor vorgeschlagenen Sternbilder verworfen, andere neu vorgeschlagen wurden. In einem Sternatlas von 1801 von Wikipedia-logo.pngJohann Elert Bode, der an dem Kongress teilgenommen hatte, sind immerhin noch insgesamt 99 Sternbilder eingetragen, wie etwa der „Heißluftballon“, die „Buchdruckerwerkstatt“, die „Wikipedia-logo.pngnördliche Fliege“ oder auch die „Wikipedia-logo.pngKatze“.

Selbst nach der Festlegung der Sternbilder 1928 gab es gelegentlich Vorschläge zur Umbenennung von Sternen und Sternbildern. Am bekanntesten ist wohl das 1944 in Großbritannien erschienene Buch „A better sky“ von Alan Patrick Herbert, in dem dieser die Neubenennung der Konstellationen und von fast 300 Sternen zu zeitgemäßeren Namen vorschlägt, da diese den Menschen eingängiger seien. Aus Wikipedia-logo.pngOrion sollte zum Beispiel „The Sailor“ werden und dessen Sterne nach Seefahrern wie Wikipedia-logo.pngJames Cook umbenannt werden. Fünf Sterne in dem zu „The Tyrants“ umbenannten Wikipedia-logo.pngDraco sollten die Namen von Wikipedia-logo.pngAttila, Wikipedia-logo.pngHitler, Wikipedia-logo.pngMussolini, Wikipedia-logo.pngRobespierre und Wikipedia-logo.pngKublai Khan tragen.[6]

Heutige Sternbilder

1922 wurde von Wikipedia-logo.pngHenry Norris Russell eine Liste von dreibuchstabigen Abkürzungen für 89 Sternbilder vorgeschlagen, wobei sowohl das „Schiff Argo“ als auch seine Teile aufgeführt waren. Die Gründe Russells für seine Auswahl sind nicht überliefert, aber er beschränkte sich wohl auf die Bilder, von denen Sternnamen im Wikipedia-logo.pngHarvard Revised Catalogue, einem damaligen Standardwerk, aufgeführt waren. Auf der ersten Generalversammlung der Wikipedia-logo.pngInternationalen Astronomischen Union (IAU) in Rom schlug Russell die Liste anderen Astronomen vor, die sie positiv aufnahmen und sie wurde zunehmend gebräuchlich. Unabhängig davon vorgeschlagene zwei- und vierbuchstabige Abkürzungen setzten sich dagegen nicht durch. Die Sternbilder werden auch heute noch durch die drei von Russell vorgeschlagenen Buchstaben abgekürzt, z. B. bei der Bezeichnung von Sternen: Der Hauptstern im Schwan (Cygnus), α Cygni ist abgekürzt α Cyg.

Festlegung der Grenzen

Auf der ersten Generalversammlung 1922 wurde die Anzahl der Sternbilder zugleich auf 88 festgelegt. Auf der zweiten im Jahr 1925 in Wikipedia-logo.pngCambridge wurde der belgische Astronom Wikipedia-logo.pngEugène Delporte damit beauftragt, die exakten Grenzen dieser Sternbilder festzulegen, um jede Himmelskoordinate eindeutig einem Sternbild zuordnen zu können. Delporte definierte die Grenzen nach den Koordinatenkreisen der Wikipedia-logo.pngEpoche vom 1. Januar 1875. Benachbarte Punkte der dabei entstehenden Linienzüge hatten also entweder gleiche Deklination oder gleiche Rektaszension. Dazu konnte er an die Vorarbeit von Wikipedia-logo.pngBenjamin Gould anknüpfen, der nach seiner Durchmusterung des Südhimmels in seinem Werk Uranometria Argentina die Sternbilder rund um den Himmelssüdpol schon nach den Koordinaten von 1875 abgesteckt hatte. Auf der dritten Generalversammlung 1928 in Wikipedia-logo.pngLeiden wurden die genauen Grenzen von der IAU genehmigt und endgültig festgelegt. Die Arbeit von Delporte ging 1930 in Druck (siehe Literatur). Damit sich die Zuordnung von Objekten zu den Sternbildern nicht aufgrund der Wikipedia-logo.pngPräzession ändert, müssen die Koordinaten der Grenzen für jede Epoche berechnet werden und verlaufen auch nicht mehr exakt auf Koordinatenkreisen. Dadurch müssen zwischen den Ecken liegende Grenzpunkte heute interpoliert werden.

Änderungen

Das riesige Sternbild Schiff Argo, benannt nach dem Schiff der Wikipedia-logo.pngArgonautensage, wurde durch die verbindliche Grenzziehung endgültig in Vela (das Segel), Puppis (das Achterdeck) und Carina (den Kiel) aufgeteilt und von der Sternbildliste gestrichen. Diese drei Sternbilder haben daher nur einen einzigen Satz Bayer’scher Sternbezeichnungen: Es gibt zum Beispiel zwar α Car, nämlich Wikipedia-logo.pngKanopus, aber kein α Pup oder α Vel. In ähnlicher Weise springen die griechischen Buchstaben auch zwischen den beiden nicht zusammenhängenden Teilen von Serpens (Serpentis caput und Serpentis cauda) hin und her. Die Sterne γ Aur und δ Peg existieren überhaupt nicht bzw. heißen jetzt β Tau und α And. Früher trugen sie beide Bezeichnungen nebeneinander, was jedoch heute im Sinne der Eindeutigkeit nicht mehr statthaft ist.

Geometrische Eigenschaften

Eine einfache geometrische Figur der Sternbildgrenzen wie ein (Wikipedia-logo.pngsphärisches) Wikipedia-logo.pngViereck kommt fast nur im Süden vor und hier neunmal, während ein zehntes auf dem Äquator liegt (Sternbild Wikipedia-logo.pngSextans). Die meisten der abgrenzenden Wikipedia-logo.pngPolygonzüge haben eine deutlich höhere Zahl an Ecken und an Seiten. Das Extrem stellt ein für die Abgrenzung des Sternbilds Wikipedia-logo.pngDraco (Drache) festgelegtes Vieleck dar mit nicht weniger als 50 Ecken beziehungsweise Seiten. Die größte Fläche eines sphärischen Polygons hat das Sternbild Wikipedia-logo.pngHydra mit 1302,84 Wikipedia-logo.pngQuadratgrad, gefolgt von Wikipedia-logo.pngVirgo, Wikipedia-logo.pngUrsa Maior, Wikipedia-logo.pngCetus und Wikipedia-logo.pngHercules (alle über 1200 Quadratgrad). Das größte südliche Sternbild ist Wikipedia-logo.pngCentaurus, gefolgt von Wikipedia-logo.pngSagittarius und Wikipedia-logo.pngPuppis. Bezogen auf die Gesamtheit aller 88 Sternbilder liegt Wikipedia-logo.pngPhönix (469,32 Quadratgrad) am nächsten an der durchschnittlichen Fläche von 468,8 Quadratgrad (der volle Wikipedia-logo.pngRaumwinkel der Wikipedia-logo.pngHimmelskugel umfasst knapp 41.253 Quadratgrad). Am kleinsten ist Wikipedia-logo.pngCrux (68,45 Quadratgrad) und danach Wikipedia-logo.pngEquuleus (71,64 Quadratgrad). Die Größenextreme von Crux und Hydra spiegeln sich auch wider in der je extremalen Anzahl von Nachbarn. Crux hat nur 2, Hydra hingegen 12 echte und einen unechten Nachbarn, der allein in einem Punkt berührt wird. Solche unechten Berührungspunkte gibt es insgesamt nur 4, davon einen am Wikipedia-logo.pngNordhimmel (nahe Wikipedia-logo.pngα Lyncis).

Früher wurden die Sternbilder nach ihrem Bezug zur Wikipedia-logo.pngEkliptik eingeteilt, es gab also die Ekliptiksternbilder und die Sternbilder nördlich der Ekliptik sowie die südlichen Sternbilder. Diese Einteilung findet man noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie war zunächst durch die Tradition bestimmt, später durch die Notwendigkeit, den Bereich längs der Ekliptik zur Wikipedia-logo.pngAsteroidensuche gesondert und gründlich zu katalogisieren. Mittlerweile ist diese Gliederung nicht mehr in Gebrauch und als Nordsternbilder werden heute diejenigen nördlich des Wikipedia-logo.pngHimmelsäquators bezeichnet.

  • Siehe auch:Liste der Sternbilder

Asterismen und Sternbilder anderer Kulturen

Altchinesische Sternkarte

Alle Kulturen kennen Asterismen. Der bekannteste Asterismus der westlichen Welt ist der große Wagen, dessen Sterne einen Teil des Wikipedia-logo.pngGroßen Bären ausmachen. In einigen westlichen Kulturen wird die gleiche Konstellation anders benannt, zum Beispiel Big Dipper („großer Löffel“) in den USA. Bekannte Asterismen sind auch das Wikipedia-logo.pngSommerdreieck und das Wikipedia-logo.pngWintersechseck. Der weltweit und seit Jahrtausenden bekannteste ist der Sternhaufen der Wikipedia-logo.pngPleiaden, dessen Verständnis als eigenständige Gruppe sich fast in jeder Kultur nachweisen lässt. Asterismen können im Laufe der Zeit zu Sternbildern werden, wie etwa beim Wikipedia-logo.pngHaar der Berenike geschehen.

Die alten Ägypter teilten den Himmel weniger nach Sternbildern ein, es sind nur wenige bekannt und diese stimmen nicht mit den modernen westlichen überein. In Wikipedia-logo.pngChina folgte man einer anderen Tradition, die Wikipedia-logo.pngchinesischen Sternenkonstellationen sind kleiner als die westlichen, alleine die Ekliptik wird von der chinesischen Tradition in 28 aufgeteilt, entsprechend der Strecke, die der Mond pro Tag zurücklegt. Ähnliche 28-segmentige Aufteilungen gibt es auch in Indien und im islamischen Raum, sie werden aber nicht mit figürlicher Darstellung wie die Sternbilder verbunden. Die Darstellung in chinesischen Sternkarten ist auch für die anderen dort bekannten Sternbilder nicht figürlich, sondern wie in den moderneren westlichen Sternkarten durch mit Linien verbundene Sterne. Neben astronomischen Sternkarten sind auch zur Seenavigation benutzte Sternkarten in dieser Tradition erhalten.

Bei den Wikipedia-logo.pngAzteken spielte das Sternbild des Wikipedia-logo.pngFeuerbohrers eine große Rolle in einer alle 52 Jahre stattfindenden Erneuerungszeremonie. Welche Sterne dieses bildeten, ist heute umstritten. Nur wenige der aztekischen Sternbilder sind bekannt und nur ein paar davon können am Himmel lokalisiert werden.

Die prä-islamischen Beduinensternbilder Arabiens sind ebenfalls nur in Ausnahmefällen bekannt und am Himmel lokalisiert.

Schriftlose Kulturen

Die australischen Wikipedia-logo.pngAborigines und die Wikipedia-logo.pngSan (Buschleute) im südlichen Afrika kennen außer den durch Sterne gebildeten Bildern noch weitere. Die dunklen Staubwolken vor dem Band der Wikipedia-logo.pngMilchstraße werden von den Aborigines als Wikipedia-logo.pngEmu, von den San als Wikipedia-logo.pngStrauß erkannt, mit dem Wikipedia-logo.pngKohlensack als Kopf und den Staubbändern vor der Milchstraße im Schützen als Körper. Dies sind die größten „Stern“-Bilder am Himmel. Daneben kennen zumindest die Aborigines noch weitere Dunkelsternbilder.

Die pazifischen Völker haben nur wenige Sterne und Sternbilder benannt. Neben den Wikipedia-logo.pngPlejaden, deren Sichtbarkeit am östlichen Abendhimmel den Jahresanfang markiert, sind vor allem Dinge der alltäglichen Umwelt und Meeresbewohner als Sternbilder verewigt. Während einige Sternbilder deckungsgleich mit den westlichen sind, unterscheiden sich die Grenzen der meisten.

Die Bewohner der Insel Wikipedia-logo.pngManus nördlich von Wikipedia-logo.pngPapua-Neuguinea kennen auch heute noch unter anderem die folgenden Bilder: Die Wikipedia-logo.pngGürtelsterne des Orion gelten als Kanuinsassen, die Wikipedia-logo.pngSüdliche Krone als Netz, der Wikipedia-logo.pngFluss Eridanus als Fischnetz. Ein riesiges Sternbild ist der Vogel mit den Sternen Wikipedia-logo.pngSirius, Wikipedia-logo.pngCanopus und Wikipedia-logo.pngProkyon. Zu den Meerestieren zählen die Krabbe (Wikipedia-logo.pngNördliche Krone) und als Fische der Hai (Teile des Wikipedia-logo.pngSchützen und des Wikipedia-logo.pngSkorpions), der Stachelrochen (der Teil des Wikipedia-logo.pngSkorpions mit den Scheren) und weitere Fischarten, die zum Beispiel im Wikipedia-logo.pngDelphin oder in einigen Sternen des Wikipedia-logo.pngZirkels gesehen werden. Mit den Sternbildern sind keine Sagen verbunden, sondern höchstens kurze Geschichten, die sich in wenige Worte fassen lassen. Besonders die Fischsternbilder spielen hierbei eine interessante Rolle. In der Hauptfangsaison steht keines davon am Himmel, sondern nur wenn sich das Fischen nicht lohnt. Die Sternbilder am Himmel symbolisieren so die Abwesenheit der Fische im Meer. Auch der Beginn des Wikipedia-logo.pngMonsuns wird in Verbindung mit dem dann gerade aufgehenden Sternbild Vogel gebracht. Anders als andere Kulturen benutzten die Manus die Sternbilder nicht zur Wikipedia-logo.pngNavigation, weil man nach ihrer Aussage „jeden Stern nehmen kann, denn sie bewegen sich alle gleich“.

Wikipedia-Quellen

  1. http://www.ianridpath.com/iaulist1.htm
  2. http://www.iau.org/public/constellations/
  3. Siehe Eintrag Asterism in COSMOS - The SAO Encyclopedia of Astronomy.
  4. Zur Unterscheidung zwischen Sternkonstellation und Asterismus siehe auch Z. Prnjat, M. Tadić: Asterism and constellation: Terminological dilemmas.
  5. Andreas Cellarius: Harmonia Macrocosmica Sev Atlas Universalis Et Novus. Totius Universi Creati Cosmographiam Generalem, Et Novam Exhibens. Amsterdam 1661, S. 161–168 (Coeli Stellati Christiani Hemisphaerium prius), S. 169–185 (Coeli Stellati Christiani Hemisphaerium posterius), Sternkarten zwischen S. 160/161, 168/169.
  6. Sternbilder und Sternzeichen im Wikipedia-logo.pngAstrodicticum simplex von Wikipedia-logo.pngFlorian Freistetter auf Wikipedia-logo.pngScienceBlogs (inkl. Sternenkarte auf Seite 2)