Die Sternenhorcher
Handlung
Auf Attorua stehen die Dinge nicht zum Besten. Die Kräfte des Nukleus, der die Bewusstseine der Monochrom-Mutanten in sich vereinigt, lassen stetig nach. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es ihm nicht mehr möglich sein wird, den Sektor Jessytop aus dem Wahrnehmungsbereich des Gelben Meisters auszublenden - und dann wäre dieser Raumsektor, in dem sich immer mehr Flüchtlinge aus ganz Andromeda sammeln, dem Ansturm der Kastuns schutzlos ausgeliefert. Die Atto betrauern den Tod von ShouKi, der sich auf Taupan geopfert hatte, um Perry Rhodan und seine kleine Einsatzgruppe zu retten. Für die Atto ist ShouKi zu einer Art Volksheld geworden, und die Terraner werden für seinen Tod verantwortlich gemacht. ShouKi hatte dem Bordarzt der JOURNEE, Mimo Serleach, eine Organspende der besonderen Art gewährt: Serleach hatte sich im Rahmen des Einsatzes auf der wracken TALLEYRAND selbst das linke Bein abtrennen müssen. ShouKi, der wie alle Atto ein Gestaltwandler (oder besser: Ein Physiokopist) ist, hatte Serleachs Gestalt angenommen und sich seinerseits das linke Bein abnehmen lassen. Dieses Serleach-Bein hatte dem Bordarzt problemlos angenäht werden können. Jetzt erheben ShouKis drei Witwen Anspruch auf dieses Bein, weil es das einzige ist, was von ihrem Gatten noch übrig ist. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, verweigern alle Atto, die ebenfalls Organe für schwer verletzte Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollten, ihre Mitarbeit. Mimo Serleach selbst hat erhebliche psychische Probleme, weil er sich einen Teil der Schuld an ShouKis Tod zuschreibt und weil er es nicht verkraftet, das letzte Überbleibsel des Atto am eigenen Leib mit sich herumzuschleppen.
Auf diese Weise entwickeln sich auf Attorua allmählich bedenkliche Verhältnisse, und man muss befürchten, dass es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt. Die Situation wird verschlimmert, als Grek 665 1/2, für den ShouKi ein Wahl-Bruder war, zu einer aufgebrachten Menge spricht und sie dadurch unabsichtlich aufstachelt. Unter dem Einfluss der starken Hyperstrahlung, der er auf Taupan ausgesetzt war, ist Greks LemSim beschädigt worden. Das Gerät überflutet das Nervensystem des Maahks mit extremen, stark schwankenden Gefühlen. Grek dreht durch, schließt sich in einer Kabine ein und schneidet sich das Gerät eigenhändig aus der Brust. Raye Corona kann den Maahk retten, später kann der LemSim repariert und wieder eingesetzt werden. Erstaunlicherweise hat Grek auch in der kurzen Zeit ohne LemSim den Eindruck, Maahk-untypische Gefühle zu empfinden.
Da die Gorthazi weiterhin nicht nach Jessytop geschickt werden können, weil sie diesen Sektor einfach nicht wahrnehmen können, beschränkt Takegath sich darauf, mit der KHOME TAZ Patrouille am Rand dieses Raumsektors zu fliegen. In seiner Mannschaft kriselt es nach wie vor, denn immer mehr Kopfjäger gehen am Versagen ihrer Vitalenergiespeicher zugrunde, und Takegath denkt noch immer nicht daran, ihnen etwas von seinem Vorrat an lebensverlängerndem De'Ro'Collo zu überlassen. Jüngstes Opfer unter denjenigen, die sich in Takegaths fallengespickte Unterkunft wagen, ist Chi-Lopi, der dritte Bordingenieur. Dieser macht gemeinsame Sache mit Aph Kismati, wird von diesem aber nur als eine Art Minensuchgerät benutzt, um bislang unbekannte Fallen aufzuspüren - dass Chi-Lopi dabei umkommt, steht von vornherein fest.
Bei diesem Stand der Dinge kommen die Charandiden von Thirdal ins Spiel. Dieses Volk von Lemurerabkömmlingen hat sich schon zu den Zeiten der MdI völlig von der kosmischen Bühne zurückgezogen. Thirdal war vor langer Zeit eine hochtechnisierte Welt mit eigener Raumfahrt. Nach einer sanften Revolution hat sich dort eine Mentalität der Naturverbundenheit durchgesetzt. Die Charandiden leben absolut gewaltfrei im Einklang mit der Tier- und vor allem der Pflanzenwelt ihres Planeten. Kein Charandide herrscht über den anderen, Besitz- oder gar Machtstreben gibt es nicht. Man wohnt in offenen Hütten, meditiert oft und viel, lässt gerne die Wasserpfeife kreisen oder trinkt Bier und pflegt die freie Liebe. Die Charandiden haben besondere Fähigkeiten. Die Alten ihres Volkes sterben nicht, sie verholzen. Sie verwandeln sich nach und nach in ein baumähnliches Wesen, schlagen Wurzeln und entwickeln Triebe und Äste wie ein Baum. Dabei bleiben sie aber zumindest eine Zeitlang noch bei Bewusstsein und können mit den Munteren (wie die noch nicht Verholzten genannt werden) auf telepathischem Wege kommunizieren. Eine weitere Fähigkeit, die besonders stark bei den Verholzten ausgeprägt ist, ist das Sternenhorchen. Auf diese Weise können die Ahnen alle Ereignisse in der Galaxie Andromeda verfolgen.
So erfahren sie auch von der Ankunft der Kastuns und dem Terror, den diese verbreiten. Das Ausmaß an Gewalt, das die Invasoren verbreiten, sorgt bei den friedliebenden Charandiden für größtes Entsetzen. Sie entwickeln den Plan, sich nach Attorua zu begeben und dort im Nukleus aufzugehen, um diesen zu stärken. Dieses Vorhaben sorgt für eine Spaltung des bis dahin in harmonischer Eintracht lebenden Volks, denn einige Charandiden sind nicht damit einverstanden, ihre körperliche Existenz aufzugeben. Einer davon ist Martan Yaige, dem eine besondere Bedeutung zukommt: Er ist der einzige Charandide, der ein Raumschiff fliegen kann. Die Charandiden haben ihre Vergangenheit nämlich keineswegs vollständig vergessen. Einzelne Sonderlinge basteln zum Beispiel solarbetriebene Roboter oder senden - wie Martan - selbstkomponierte Musik ins galaktische Netzwerk. Die Städte auf Thirdal sind zwar weitestgehend verfallen, aber es gibt zumindest noch einen Raumhafen, auf dem ein kleines intaktes Raumschiff steht. Mit diesem kinderleicht zu bedienenden Schiff hatte Martan in seiner Jugend einen Ausflug unternommen. Jetzt soll er damit nach Attorua fliegen, um Perry Rhodan vom Plan der Ahnen zu unterrichten und um Hilfe zu bitten. Nach einigem Zaudern stimmt er schließlich zu. Die Navigation übernimmt sein umgetopfter Ahne, das Cockpit der kleinen Yacht wird mit Pflanzen, Ton-Ornamenten, Räucherstäbchen, Federn und dergleichen geschmückt - es grenzt an ein Wunder, dass Martan tatsächlich auf Attorua ankommt.
Dort nimmt man den verschrobenen Charandiden wegen seines zotteligen, ungepflegten Äußeren zunächst nicht ernst, bis jemand meint, er hätte Martan schon einmal irgendwo gesehen. Des Rätsels Lösung: Martan ist identisch mit dem legendären Komponisten Lasky Baty, der in ganz Hathorjan berühmt ist - und dessen Konterfei auf dem Merchandising-Hemd prangt, das Grek 665 1/2 immer über dem Raumanzug trägt. So dauert es nicht mehr lange, bis Martan zu Rhodan vorgelassen wird und diesem den Plan der Ahnen schmackhaft machen kann. Die JOURNEE fliegt mit einem Konvoi aus Tefroderschiffen nach Thirdal. Dort haben viele Charandiden schon kollektiven Selbstmord begangen (unter anderem auch Martans Frau und Kind) und ihren Geist mit den verholzten Ahnen vereinigt. Auf dem Rückweg nach Attorua geht der Konvoi einer Kastun-Flotte in die Falle. Einige Frachter werden abgeschossen, aber im letzten Moment greift ein Guerillaverband der Maahks ein, zu dem auch das Schlachtschiff von Grek-0 gehört, der die Schlacht um die Hideaway-Station offensichtlich überlebt hat.
Auf Attorua vereinigen sich alle Charandiden, auch Martan, mit dem Nukleus, der dadurch so sehr gestärkt wird, dass er auch weiterhin seine Schutzfunktion wird ausüben können. Bi Natham Sariocc kommt durch den Kontakt zu Martan über den Verlust seiner Frau und seines ungeborenen Kinds hinweg, die er bei einem Raumschiffsunfall auf Terra verloren hat. Mimo Serleach begibt sich zu den Witwen ShouKis und lebt eine Zeitlang bei ihnen, um ihnen eine angemessene Trauer zu ermöglichen und selbst über das Trauma der Amputation hinwegzukommen.
Anmerkung
- Der Roman enthält einige Anspielungen auf Ursula Le Guins »Planet der Habenichtse«.
Hauptpersonen
Handlungszeitraum
1312 NGZ
Handlungsort
Risszeichnung
- Maahksches Superschlachtschiff der Z-Klasse von Torsten Renz
Glossar
Gaids, Maahks; Körperform, Coa Sebastian, Bruno Thomkin, Zerotraum
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