Der schwerelose Zug
Handlung
An Bord der JOURNEE stehen, solange keine unmittelbare Bedrohung durch die Brennenden Schiffe vorhanden ist, kleine private Probleme im Vordergrund: Zwischen Tess Qumisha und Benjameen da Jacinta kriselt es schwer, Zim November verzehrt sich in Sehnsucht nach Raye Corona. Doch der wirkliche Ärger beginnt erst, als man einen automatischen Notruf auffängt und die TALLEYRAND entdeckt. Dieses Schiff gehörte zu den wenigen, denen die Flucht vom Botschaftsplaneten Chemtenz gelungen war, bevor die Kastuns dort alles dem Erdboden gleich machten. Perry Rhodan und einige Begleiter betreten das Schiff, das von der gesamten Besatzung verlassen zu sein scheint. Im Hydroponium finden sie jedoch 119 bizarr arrangierte Leichen (fast die gesamte Besatzung wurde mit den Köpfen voran in einen riesigen Blumenkübel gestopft) und einen übel zugerichteten Körper, dem bis auf einen Arm alle Gliedmaßen fehlen, dem das Gehirn entfernt worden ist – und der trotzdem noch lebt!
Das Ganze ist nichts anderes als eine Falle, die ganz auf Perry Rhodan zugeschnitten ist: Kurz nach ihrer Flucht ist die TALLEYRAND nämlich von den Kastuns, genauer gesagt von Takegaths KHOME TAZ, geentert worden. Die Besatzung ist gezwungen worden, das Schiff zu verlassen und zwar nicht nur ohne Ausrüstung, sondern nackt und völlig hilflos. Die meisten Menschen sind von Takegaths Kopfjägern sofort getötet worden, einige wurden in der Gefangenschaft unter unmenschlichen Bedingungen entwürdigt, gefoltert und verhört – alles zu dem Zweck, mehr über Perry Rhodan herauszufinden. Takegath hat nämlich erkannt, dass Rhodan ihm als einziger in Andromeda noch gefährlich werden kann. Nur zwei Terraner von der TALLEYRAND haben die grausame Behandlung überlebt. Der Rest ist AMBULANZ zum Opfer gefallen, die eine Vorliebe dafür hat, die Gehirne ihrer Opfer in sich zu integrieren. Einige sind aber auch auf dem Speisezettel der Gy Enäi gelandet.
Die beiden Überlebenden sind Aldus Chamberlain, offiziell Kulturattaché (in Wirklichkeit aber Geheimagent) und Lui Dallapozza, ein Funker. Den beiden bleibt nichts übrig, als mit den Gy Enäi zu kooperieren. Sie entwickeln eine genau auf Rhodans Persönlichkeit abgestimmte Falle, die dem unsterblichen Terraner zum Verhängnis werden soll. Er wird zur TALLEYRAND gelockt, wo Dallapozza, der weniger Glück hat als sein Kollege Aldus Chamberlain, als besonderer Köder dient. AMBULANZ hat sich längst Dallapozzas Gehirn einverleibt, seine Leiche wurde verkabelt und mit einer Art Bewusstseinsspeicher versehen, der Dallapozzas Identität simulieren kann. Die Falle schnappt zu: Rhodan und seine Begleiter halten sich ein bisschen zu lange mit der Bergung von Dallapozzas Torso auf, sie werden mit einem Fesselfeld festgesetzt und die TALLEYRAND aktiviert ihre Schutzschirme – Rhodans Space-Jet befindet sich innerhalb dieser Schirme und ist somit ebenfalls gefangen. Die Flucht gelingt, wenn auch in letzter Sekunde: Der Techniker Bruno Thomkin kann sich innerhalb seines Schutzschirms noch bewegen und hat über ein simples Kabel Kontakt zu seiner »Werkzeugkiste«. Mit Hilfe dieses Geräts koppelt er das Hydroponium von der Energieversorgung ab, so dass auch die Fesselfelder zusammenbrechen. Die Epsalerin Vorua Zaruk verschafft sich von der Space-Jet aus Zugang zur TALLEYRAND und unterstützt Rhodans kleine Gruppe mit einer noch von Ratber Tostan entwickelten, überschweren Waffe im Kampf gegen die Roboter, die der von den Gy Enäi umprogrammierte Schiffsrechner der TALLEYRAND auf sie hetzt. Man flieht zur Jet, die sich in die Hülle des Kugelschiffs bohrt. Unterwegs wird der Arzt Mimo Serleach, der zu Rhodans Gruppe gehört, von Trümmern eingeklemmt und muss sich selbst ein Bein mit einem Desintegrator abtrennen, um sich befreien zu können.
Gerade noch rechtzeitig können Rhodan und seine Begleiter (das zombieartige Überbleibsel von Lui Dallapozza nehmen sie mit) in den Hyperraum verschwinden, um sich wieder mit der JOURNEE zu treffen. 45 Kastuns sind ihnen schon auf den Fersen, können aber abgehängt werden. Das Dallapozza-Fragment entwickelt unerwarteterweise ein echtes Bewusstsein und trifft eigene Willensentscheidungen: So verzichtet es zum Beispiel darauf, eine Bombe zu zünden, die die Gy Enäi ihm für den Fall eingepflanzt haben, dass Rhodan entkommen sollte. Außerdem bastelt es sich einen zentaurenähnlichen Unterleib aus diversen kybernetischen Abfällen, um sich wieder bewegen zu können. Es berichtet Rhodan alles, was es über die Invasoren in Erfahrung bringen konnte. Rhodan erkennt, dass derjenige, der ihm die Falle gestellt hat, ihn gleichzeitig warnen wollte: In dem verlassenen Schiff waren ihm verschiedene Titel einer im 20. Jahrhundert populären Bluesrock-Band vorgespielt worden, durch die Auswahl der Titel sollte Rhodan eine Botschaft übermittelt werden. Im Namen der Band ist auch ein Hinweis verborgen, der die Galaktiker zum einzigen Raumsektor in ganz Andromeda führt, in dem noch keine Kastuns aufgetaucht sind. Dieser Raumsektor heißt Jessytop, was so ähnlich klingt wie der Name der Band (ZZ Top).
Während die JOURNEE sich auf den Weg in den Sektor Jessytop macht, entfremdet Aldus Chamberlain sich bei den Gy Enäi mehr und mehr von seiner ehemaligen menschlichen Existenz, bis er sich selbst als zu den Kopfjägern gehörig betrachtet. Er wird mit Implantaten ausgerüstet, die seine Sinneswahrnehmungen und seine körperliche Kraft enorm steigern. Um seinen unberechenbaren neuen Herrn Takegath milde zu stimmen, verrät er ihm die Existenz des Sektors Jessytop. Er hatte diese Informationen bei seiner Spionagetätigkeit auf Chemtenz in Erfahrung gebracht. Chamberlain erfährt einige interessante Details über die Invasoren: Die große Masse der Truppen und Kastun-Besatzungen besteht aus den Gorthazi. Diese sind anspruchslose Befehlsempfänger und dienen als Fußvolk. Eine Ausnahme bilden die Gy Enäi an Bord der KHOME TAZ. Nur sie sind nicht abhängig vom Schattenspiegel des Gelben Meisters. Der Schattenspiegel ist eine mentale Matrix, die der noch nicht gänzlich erwachte Gelbe Meister über ganz Andromeda ausgebreitet hat und durch die er seinen neuen Machtbereich wie mit einem Scanner erfasst. Nur was er so erfasst hat, können die Gorthazi wahrnehmen. Nun ist aber der Sektor Jessytop durch einen Einfluss, den die Gy Enäi sich nicht erklären können, für diese Matrix praktisch nicht existent – und deshalb könnten die Gorthazi ihn selbst dann nicht sehen, wenn sie direkt hindurchfliegen würden! Nur die Gy Enäi können außerhalb der mentalen Reichweite des Gelben Meisters agieren.
Der Sektor Jessytop ist der letzte Rückzugsbereich der Tefroder nach dem Verlust ihrer Heimatwelt. Eine beachtliche Flotte ist dort stationiert und auf dem Planeten Attorua sind zahlreiche Flüchtlingsschiffe gelandet. Die Flüchtlinge werden von den gestaltwandlerischen Ureinwohnern des Planeten, der vor der Invasion eine Art Urlaubsparadies für gut Betuchte gewesen ist, versorgt und gepflegt. Die JOURNEE ist willkommen, zumal die Terraner umgehend darangehen, die Tefroder beim Flüchtlingstransport zu unterstützen. Gute Nachrichten für Zim November: Auch Raye Corona hat es nach Attorua verschlagen, sie hilft bei der Versorgung von Verletzten. Nach kurzer Suche kann der Emotionaut seine Geliebte wieder in die Arme schließen. Perry Rhodan hat derweil eine unerwartete Begegnung ganz anderer Art: Auf Jessytop hat sich das Kollektiv-Geistwesen versteckt, das aus 34.000 Monochrom-Mutanten nach Morkhero Seelenquells Ende entstanden ist und damals die Erde mit unbekanntem Ziel verlassen hatte. Kiriaade ist eine Manifestation dieses Kollektivwesens. Der Grund für das Versagen des Schattenspiegels im Sektor Jessytop sind die Fähigkeiten der ehemaligen Mutanten: Mit ihren Geisteskräften können sie den Raumsektor quasi aus dem Wahrnehmungsbereich des Gelben Meisters ausblenden. Weiter reichen ihre Kräfte nicht – und sie lassen allmählich nach. Trotzdem entschließt sich das Geisteswesen auf Rhodans Appell hin, aktiver zu werden. Es verleiht Kiriaade einen materiellen Körper (was Rhodan in arge Bedrängnis bringt, denn jetzt hat er das Ziel seiner Sehnsüchte in greifbarer Nähe), der einen Teil des geistigen Potentials des Geisteswesens in sich vereinigt und in der Lage ist, einen Bereich von gut 50 Metern Durchmesser vor dem Gelben Meister und damit auch vor den Gorthazi zu verbergen.
Diese Fähigkeit nutzt Rhodan für seinen nächsten Einsatz. Die Terraner haben herausgefunden, dass die Invasoren den Planeten Lertix, ein ergiebiges Howalgonium-Abbaugebiet, vollständig abgeriegelt haben. Das Howalgonium wird mit großen Raumfrachtern zu einem unbekannten Ziel abtransportiert. Mit Hilfe der terranischen Hyperraumspürer ist es kein Problem, einem solchen Frachter zu folgen. Zu diesem Zweck verwendet Rhodan mit einer kleinen Einsatzgruppe die Space-Jet SPIRIT, die über einen besonders wirkungsvollen Ortungsschutz verfügt. Zu Rhodans Truppe gehört auch ShouKi, einer der gestaltwandlerischen Atto, mit dem Grek-665½ sich angefreundet hat. Man schmuggelt sich mit Hilfe eines Excalibur-Transmitters auf einen Frachter, dieser fliegt von Lertix nach Taupan. Dieser Planet liegt im Zentrumsbereich von Andromeda und Rhodan nimmt zu Recht an, dass dort der Gelbe Meister residiert. Mehr als das: Auf der erdähnlichen Welt Taupan finden die Galaktiker eine ungeheure Kriegsmaschinerie vor. Zehntausende von Raumschiffen sind dort gelandet, mehr als 100.000 kreisen im Orbit – eine erdrückende Übermacht! Ein schon aus dem Weltraum erkennbares Band zieht sich in neun Kilometern Höhe über den ganzen Planeten und verbindet die Pole. Dies ist der schwerelose Zug. Als erstes findet das Einsatzkommando heraus, was mit dem Howalgonium geschieht: Daraus werden Tausende von 30 Meter hohen Statuen hergestellt, die einen Insektoiden darstellen, der wie eine Gottesanbeterin aussieht – und gelb ist. Sind dies Darstellungen des Gelben Meisters? Und wozu werden sie gebraucht? Weiterhin gibt es auf Taupan mehrere riesige Gebilde, die an Kühltürme von Atomkraftwerken erinnern und von denen Temporalfelder erzeugt werden. In einem solchen Feld fängt sich ShouKi, wird aber von Dallapozza gerettet. Nächstes Ziel: Der Nordpol. Dort befindet sich der einzige nicht von Raumhäfen, Fabriken, Heerlagern usw. bedeckte Bereich, den es auf Taupan noch gibt. Mit dieser Gegend muss es also etwas ganz Besonderes auf sich haben. Als Transportmittel nehmen Rhodan und seine Begleiter den Schwerelosen Zug.
Die Gy Enäi können Dallapozza über dessen Bewusstseinsspeicher orten und treffen bald darauf auf Taupan ein. Gleichzeitig lassen Kiriaades Kräfte immer mehr nach, je näher man dem Nordpol und damit auch dem Gelben Meister kommt. Kiriaade ist der mentalen Ausstrahlung des Meisters nicht gewachsen, bricht zusammen und ihr Schutzfeld versagt. Die Galaktiker müssen ein Segment des Schwerelosen Zuges zum Entgleisen bringen, um überhaupt davon wegkommen zu können, gleich darauf werden sie von Takegath, Aldus Chamberlain und mehreren anderen Gy Enäi entdeckt und angegriffen. Dallapozza, der Fast-Zombie, zeigt mehr Menschlichkeit als sein Leidensgenosse Chamberlain und vollbringt eine letzte Heldentat: Er rast auf die angreifenden Kopfjäger zu und zündet nun doch noch die in ihn eingebaute Bombe. In der anschließenden Verwirrung setzen die Galaktiker sich ab, nur einer bleibt zurück, um die Kopfjäger aufzuhalten: Perry Rhodan! Die Gy Enäi konzentrieren sich ganz auf ihn. Er wird gestellt. Aldus Chamberlain tötet ihn mit bloßen Händen. Er trennt seinen Kopf ab und legt ihn Takegath zu Füßen. Doch dann zerfällt der abgetrennte Kopf zu Staub: Selbstverständlich ist der Tote nicht Rhodan, sondern ShouKi, der die Gestalt des Terraners angenommen hat! Mittlerweile sind der wirkliche Rhodan und seine Begleiter natürlich über alle Berge. Nur Kiriaade schafft es nicht: Sie löst sich auf und verschwindet, als hätte sie nie existiert. Die SPIRIT zieht sich nach Attorua zurück.
Hauptpersonen
Perry Rhodan, Aldus Chamberlain, Lui Dallapozza, Takegath
Handlungszeitraum
1312 NGZ
Handlungsort
Glossar
Gaids, Maahks; Körperform, Coa Sebastian, Bruno Thomkin, Zerotraum
Karten
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