Die Finale Stadt: Hof
Handlung
Pend 1749 transportiert Atlan, Lua Virtanen und Vogel Ziellos zur Facette Hof der Finalen Stadt. Wenn Atlan an einen Hof denkt, fallen ihm Paläste und Burgen mit Königen und edlen Rittern ein. Davon ist am Ziel nichts zu sehen. Stattdessen finden sich die Gefährten in einer von Bergen begrenzten menschenleeren Prärie wieder, über der sich anstelle eines Himmels ein schwarzes Nichts spannt, durch das ab und zu Kometenschwärme ziehen. Blickt man das Nichts an, hat man das Gefühl blind zu werden. Man fühlt sich gleichzeitig abgestoßen und aufgesaugt. Alles wird bedeutungslos; man wird quasi hypnotisiert. Es fällt den Gefährten schwer, diesem Einfluss zu widerstehen. Am Horizont ist eine Art Riss zu sehen, ein bewegungsloser Blitz, der sich im blinden Himmel verläuft. Auch sonst ist einiges merkwürdig in dieser Gegend. Ein umgebogener und losgelassener Ast schnellt zum Beispiel nicht sofort in die Ausgangsposition zurück, sondern bewegt sich so langsam, dass man es fast nicht wahrnimmt. Die Flugaggregate der Schutzanzüge arbeiten wie im Unten und im Oben nur sporadisch. Dünne halbmeterlange bunte Röhren mit nach außen gewölbten Enden fliegen sich überschlagend durch die Luft. Man kann sie nicht greifen. Ein ähnliches Objekt hat Vogel schon im Oben gesehen.
Nachdem sich Pend verabschiedet hat (er zieht weiter, um nach seinen verlorenen Aspekten zu suchen) wandern Atlan und seine Begleiter durch die Ebene. Sie erreichen ein Haus, das genauso aussieht wie eine typische Farm in Nordamerika in der Mitte des 19. Jahrhunderts alter Zeitrechnung. In der Vorratskammer gefundene Nahrungsmittel haben keinen Geschmack. Im Schlafzimmer liegt eine bewusstlose alte Frau. Ihr Körper ist von einem dichten Netz blauschwarzer Linien überzogen, das von einem kleinen Fleck über der Nasenwurzel ausgeht und auf den geschlossenen Augenlidern besonders dicht ist. Lua möchte der Frau helfen, muss aber einsehen, dass das nicht möglich ist. Die Gefährten wandern weiter und erreichen eine Wegstation, in der überall Menschen wie tot herumliegen. Man hat den Eindruck, sie seien Opfer einer Schießerei, aber die Körper weisen keine Einschusslöcher auf. Nur die bekannten Flecke und Linien sind zu sehen. Atlan findet eine Zeitung. Es ist der Court County Courier vom 18. September 1878. Darin wird unter anderem berichtet, dass Glossberc einen Besuch in der Stadt wegen schlechten Wetters verschieben musste und dass sich die Entsendung der Atopen Headrut und Lesseris Cossvan in das Protektorat GA-Laleen aus demselben Grund verzögert. Welchen Wahrheitsgehalt diese Meldungen auch immer haben mögen – Atlan hat ein neues Ziel, nämlich die Zeitungsredaktion in Court City. Die Journalisten müssen schließlich mehr wissen oder ein Archiv haben, in dem Atlan Informationen über die Facette Hof zu finden hofft. Die Gefährten ziehen gefundene Westernkleidung an und stehlen drei Pferde für die Weiterreise. Unterwegs stellt sich heraus, dass Lua infiziert ist. Sie hat einen scheintoten Menschen berührt. An ihrer Hand zeigt sich bereits das Liniengeflecht.
Atlans Ankunft ist nicht unbemerkt geblieben. Ein Revolvermann, der schon seit sehr langer Zeit nach Atlan sucht, hat sich auf seine Spur gesetzt. Der Boss hat ihm den Auftrag erteilt, dem Arkoniden den Tod zu schenken. Der Revolvermann stößt auf Maybelle Carr, eine Frau, die das Gemetzel an der Wegstation überstanden hat und mit ihrer Tochter Jocelyn sowie dem Medoroboter Obadia per Conestoga-Planwagen unterwegs nach Court City ist. Der Weg führt direkt durch das Gebiet der Wilden aus dem Volk der Awour. Diese Wesen wurden vom Konglomerierten Bacctou similiert und haben den Auftrag, alle Bewohner der Facette Hof niederzustrecken. Ihre Waffen verschießen das Sediment Schlaf. Getroffene werden innerhalb kürzester Zeit von dem Liniengeflecht überwuchert und in endlosen Schlaf versetzt. Bei Infizierten, die nicht direkt getroffen wurden, verläuft der Prozess viel langsamer. Das Sediment Schlaf ist auch der Grund für die Entstehung des zehrenden Nichts am Himmel und die eigenartigen im Hof herrschenden Umweltbedingungen. Die gesamte Facette »entschlummert«, oder, wie der Revolvermann es ausdrückt, sie verreckt, und das schon seit vielen Jahren. Mehrere Awour überfallen Maybelle und Jocy. Obadia wird vernichtet. Der Revolvermann greift ein und rettet die beiden, lässt aber zwei Awour entkommen. Maybelle und Jocy waren schon vor dem Überfall infiziert. Der Revolvermann heilt beide, indem er sie berührt. So gut wie jeder Bewohner der Facette Hof weiß, dass der Revolvermann hinter »dem Weißhaarigen« her ist. Im Gegenzug für Jocys Rettung muss Maybelle dem Revolvermann versprechen, dass sie das verschweigen wird, sobald der Weißhaarige eintrifft.
Wie vom Revolvermann geplant, treffen Atlan und seine Begleiter, die die Schüsse gehört haben, am Ort des Geschehens ein, als die Awour mit Verstärkung zurückkommen. Gemeinsam gelingt es dem Arkoniden und dem Revolvermann, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Atlan erkennt sofort, mit wem er es zu tun hat. Der Revolvermann ist niemand anderer als Piet Rawland. Zumindest sieht er aus wie der Diener der Superintelligenz ES. Aufgrund seiner jüngsten Erfahrungen mit den vom Konglomerierten Bacctou entsandten Gestaltwandlern bleibt Atlan skeptisch. Rawland erwähnt im Nebensatz, er selbst habe diese Welt erschaffen. Er verschweigt, dass er Lua heilen könnte und schlägt eine Rast in einer nahen Hütte vor, obwohl allen klar ist, dass die Awour bald wieder angreifen werden. Rawland behauptet, ES habe ihn vor Äonen in die Jenzeitigen Lande geschickt. Er sollte sich am Hof einleben und einen Lebensraum für sich selbst gestalten. Zu diesem Zweck wurde ihm von den Fauthen eines der zahllosen Weltenfraktale überlassen, aus denen der Hof besteht. Er durfte es nach seinen Vorstellungen formen. Die Fauthen waren gern zur Mithilfe bereit, denn ES hat den Vögten der Ländereien von Thez, aus denen sie sich entwickelt haben, einst einen großen Dienst erwiesen. Die Superintelligenz hat dem Atopischen Tribunal zwei extrem wertvolle Personen überlassen, die ihrer Mächtigkeitsballung eine Wendung hätten geben können: Matan Addaru und Julian Tifflor. Die Umformung des Weltenfraktals erfolgt mittels der fliegenden Röhren. In diesen Fabriken werden submikroskopische Maschinen hergestellt, gegen die selbst tt-Progenitoren gigantisch und schwerfällig wirken. Sie können an Elementarteilchen andocken und diese mittels eines mentalmechanischen Impulses beeinflussen. Somit können sie die Realität nicht nur verändern, sondern erzeugen. Mit ihnen hat Thez die Jenzeitigen Lande erschaffen. Thez nutzt die Maschinen immer noch, um die Inseln der Hiesigkeit »umzudenken«. Außerhalb der Jenzeitigen Lande würden die Maschinen allerdings nicht funktionieren.
Die Awour sind den Gefährten gefolgt. Sie umstellen die Hütte und greifen an. Rawland spricht in Rätseln, bestätigt aber, dass der Konglomerierte Bacctou den Hof angegriffen hat und im Auftrag von Matan Addaru handelt. Angeblich wurde Rawland von ES mit Vitalenergie gespeist. Er ist praktisch ein einziger großer Zellaktivator. Rawland behauptet, er sei entsandt worden, um Atlan zu unterstützen, denn hier und jetzt werde sich das Schicksal unzähliger Welten entscheiden. Rawland soll den Weg zum Turm der Fauthen für Atlan freihalten oder öffnen. Rawland weigert sich aber beharrlich, Lua zu helfen. Sie erliegt dem Sediment Schlaf. Vogel, der sie berührt hat, ist jetzt ebenfalls infiziert. Atlan wird von mehreren Schüssen aus den Waffen der Awour getroffen, doch Schleier schützt ihn. Dabei entzieht die Exuvie Atlans Gefährten Energie. Atlan will das nicht zulassen und reißt sich den Balg herunter. Dieser wird im selben Moment von einem weiteren Schuss getroffen und vernichtet. Rawland hält Atlan den berühmten Colt-Revolver entgegen, aber nicht um ihn zu erschießen. Atlan tötet den Revolvermann mit dessen eigener Waffe, denn er hat Rawlands Absicht erkannt. Durch Rawlands Tod wird die Vitalenergie schlagartig freigesetzt, was dazu führt, dass das Sediment Schlaf unschädlich gemacht wird. Thez hat nun wieder Zugriff auf den Hof und denkt ihn um. Rawlands Welt vergeht, damit eine bessere entstehen kann. Im Moment seines Todes entsteht das Bild der aus Andromeda und Milchstraße bestehenden Kreuzgalaxis. Es ist viel größer als jenes Symbol, das beim Tod eines Zellaktivatorträgers entsteht, und es hat Bestand. Somit ist der einst schwarze Himmel jetzt voller Sterne. Lua und Vogel sind wieder gesund.
Eine Kutsche nähert sich aus der Ferne, gelenkt vom Pensor. Er will Atlan zum Turm der Fauthen bringen. Dieser ist mit dem Riss am Horizont identisch. Atlan ist nicht bereit, seine Gefährten zurückzulassen. Nach kurzem Zögern lenkt der Pensor ein.
Am nächsten Tag sehen Maybelle und Jocy zum ersten Mal in ihrem Leben die Sonne. Sie machen sich auf den Heimweg.
Anmerkungen
- Der Roman beginnt mit einer Hommage an Stephen Kings »Der Dunkle Turm«.
- Zitat: »Das Weißhaupt streifte durch die Finale Stadt, und der Revolvermann folgte ihm.«
- Zum Vergleich der Beginn von Schwarz, dem ersten Buch des Dunklen Turms:
- Zitat: »Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.«
- Das Blatt, das der (scheinbar?) tote Pokerspieler in der Hand hält (eine Dame sowie jeweils Ass und 8 in Pik und Kreuz) ist die berühmte Dead Man's Hand.
Hauptpersonen
Atlan da Gonozal, Vogel Ziellos, Lua Virtanen, Der Revolvermann, Maybelle Carr
Handlungszeitraum
Analogzeit 1518 NGZ
Handlungsort
Jenzeitige Lande / Finale Stadt
Glossar
Atopischer Hof / Conestoga-Wagen / Exuvie / TRAITOR
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